: Knastrevolte beendet
■ Die türkische Regierung will Tod von zehn Häftlingen untersuchen
Istanbul (taz) – Der Aufstand in 7 türkischen Gefängnissen ist gestern ohne weiteres Blutvergießen weitgehend beendet worden. Die Gefangenen ließen bis Mittag 57 Geiseln frei. Lediglich in einem Gefängnis in Istanbul verweigerten die Häftlinge die Freilassung von 17 Aufsehern. Die Freilassung der Geiseln sei nicht das Ergebnis eines Handels mit den Häftlingen gewesen, behauptete der Istanbuler leitende Staatsanwalt Ferzan Cikici gestern. Aus anderen Quellen wurde jedoch bekannt, dass den Aufständischen zumindest eine unabhängige Untersuchung der Stürmung des Gefängnisses in Ankara, bei der 10 Gefangene getötet wurden, zugesagt wurde.
Die Meuterei begann am vergangenen Wochenende im Zentralgefängnis in Ankara, als die Polizei eine Zellenrazzia startete, weil Häftlinge angeblich einen Fluchttunnel gebuddelt hatten. Als die Häftlinge sich zur Wehr setzten und dabei einige Vollzugsbeamte als Geiseln nahmen, stürmten Polizei- und Jandarma-Einheiten den Knast. Zurück blieben 10 tote Häftlinge und etliche Verletzte, darunter auch Polizei- und Vollzugsbeamte. Binnen Stunden revoltierten die Gefangenen in sieben weiteren Knästen der Türkei und nahmen insgesamt 74 Wächter als Geiseln.
Die Gefangenen gehören überweigend zu der linksextremen Organisation Dev-Sol und konnten sich offenbar über Handy untereinander verständigen. Neben Staatsanwalt Ferzan Cikici war der Leiter der Istanbuler Anwaltskammer, Yücel Sayman, an der Beilegung des Konflikts beteiligt. Sayman sagte anschließend, die Gefängnisverwaltungen werden auch die Zusammenlegungswünsche von Häftlingen berücksichtigen. Jürgen Gottschlich
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen