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Russische Truppen kurz vor Grosny

■  Jelzin will die tschetschenischen Flüchtlinge in eine Pufferzone zurückführen. Die Massenflucht nach Inguschetien geht derweil weiter. Täglich fliehen tausende

Moskau (AFP/Reuters) – Russische Bodentruppen sind gestern offenbar so nah auf die tschetschenische Hauptstadt Grosny vorgerückt wie noch nie seit dem Ende des Tschetschenienkrieges 1996. Nach Angaben tschetschenischer Behörden kämpften sie mit tschetschenischen Einheiten um die Kontrolle des nur 20 Kilometer nordöstlich von Grosny gelegenen Dorfes Tscherwlennaja im nördlichen Distrikt Schelkowskaja. Der russische Ministerpräsident Wladimir Putin bestritt diese Angaben allerdings. Die russischen Streitkräfte räumten erstmals Verluste in Tschetschenien ein. General Gennadi Troschew, Kommandeur der Truppen im benachbarten Dagestan, sprach von zwei Toten und sieben Verletzten. Nach tschetschenischen Angaben wurden bei den Bodenkämpfen seit Freitag hundert russische Soldaten getötet.

Auf russischer Seite waren an dem Gefecht nordöstlich von Grosny auch Panzer, Artillerie und Hubschrauber beteiligt. In der südrussischen Gegend um Stawropol stationierte Truppen beschossen die nordtschetschenische Stadt Naurskaja mit Grad-Raketen. Die russische Armee hatte am Wochenende damit begonnen, Tschetschenien durch eine sogenannte Sicherheitszone abzuriegeln. Russland wirft der Führung in Grosny vor, mit muslimischen Rebellen zusammenzuarbeiten. Bei den russischen Luftangriffen der vergangenen Wochen kamen nach tschetschenischen Angaben etwa 600 Zivilisten ums Leben.

Nach den Worten von Ministerpräsident Wladimir Putin zeigte sich der russische Präsident Boris Jelzin „besorgt“ über den Verlauf der Militäroperation unter der Ägide des russischen Innenministeriums. Putin äußerte sich nach einem Treffen mit Jelzin. Der russische Präsident habe einen Plan zur Rückführung von Flüchtlingen in den von russischen Truppen kontrollierten Teil Tschetscheniens gebilligt. Putin teilte mit, dass noch im Laufe des Tages eine staatliche Kommission einberufen werde, um die Rückführung der Flüchtlinge aus Inguschetien zu überwachen. Politische Beobachter gehen davon aus, dass damit eine Zweiteilung Tschetscheniens betrieben werden solle.

Der Präsident von Inguschetien, Ruslan Auschew, hatte am Wochenende von 110.000 Flüchtlingen aus Tschetschenien gesprochen. Täglich kämen bis zu 10.000 Menschen hinzu.

Ein Sprecher des russischen Energieriesen Gasprom teilte gestern mit, dass die Erdgaslieferungen nach Tschetschenien seit Donnerstag eingestellt seien. Es habe Versuche gegeben, Pipelines in die Luft zu sprengen.

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