Ein Mann im Wahlmarathon

■  taz-Serie über Einzelbewerber bei der Abgeordnetenhauswahl (Teil 3): Georg Stadnik weiß aus Erfahrung, dass er keine Chance hat. Doch er hofft, dass sich zumindest sein Bekanntheitsgrad erhöht

Georg Stadnik kennt sich aus mit Wahlen: eine Abgeordnetenhauswahl, eine Bundestagswahl und eine Kandidatur um das Bürgermeisteramt in Eberswalde. Jedes Mal war er dabei – nur leider ohne Erfolg. Trotzdem kämpft der 57-jährige Ingenieur am kommenden Sonntag erneut als Einzelbewerber im Wahlkreis 2 in Charlottenburg, wo er seit 35 Jahren lebt.

Stadnik weiß, dass er die gelben Papierschnipsel mit dem Aufdruck „Das Sprachrohr der Bürger im Senat“, die er schon 1995 benutzte, wieder vergeblich verteilen wird. Trotzdem macht er es. Denn: „Je öfter ich antrete, umso mehr Leute kennen mich.“ Stadnik hat den Mietspiegel als das größte Übel ausgemacht. Deshalb fordert er ein Einfrieren der Mieten, um der „Verschwendung von Volksvermögen“ ein Ende zu bereiten. Nur so könne die Wirtschaft angekurbelt und die Kleinkriminalität gestoppt werden. Dass er zwei Prozesse gegen Mieterhöhungen verloren hat, sieht er als Beweis, dass „System dahinter steckt“.

Von den etablierten Parteien hat der gebürtige Pole die Nase voll. Der CDU, der er zwei Jahre angehörte, mangele es „im Sozialen“. Die Grünen, bei denen er es ein Jahr aushielt, seien „Querdenker“. Und die SPD habe keine Ahnung von Wirtschaft. Deshalb: „Es muss jemand da sein, der die Bürgerinteressen unabhängig von den Parteien vertritt.“ Stadnik ist nicht der einzige Exot in seinem Wahlkreis. Die Transsexuelle Michaela Lindner – ehemals Bürgermeister in Sachsen-Anhalt – ist die Direktkandidatin der PDS. B. Bollwahn de Paez Casanova

wird fortgesetzt