: Doping? Radfahrer sind da sensibel
■ Moldawischer Radprofi bei der WM mit zu viel Hämatokrit erwischt, Doping-Verfahren gegen Christian Henn aber wird vertagt
Treviso/Berlin (dpa) – Das Sportgerichtsverfahren gegen den des Dopings überführten Telekom-Profi Christian Henn (Heidelberg) wurde vertagt. Das bestätigte am Mittwoch in Treviso am Rande der Rad-Weltmeisterschaften Rolf Bläser, der Pressesprecher des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR).
Bei den obligatorischen Blutkontrollen des Weltverbandes UCI war am Mittwoch in Treviso vor dem Einzelzeitfahren der Elitefahrer, bei dem Jan Ullrich als Favorit an den Start ging (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe), die erste Unregelmäßigkeit zu registrieren. Der Moldawier Igor Bunciucov wurde mit einem zu hohen Hämatokritwert ab sofort für 15 Tage gesperrt. Elf weitere untersuchte Fahrer hatten Werte unter der als Limit festgesetzten Grenze von 50 Prozent fester Bestandteile im Blut. Am Mittwoch wurde auch bekannt, dass die Französin Catherine Marsal beim Rennen Dauphine Libere des Dopings überführt worden war.
Henn, dem ein erhöhter Testosteronwert nachgewiesen worden war, drohen mindestens sechs Monate Sperre. Er begründete seine Auffälligkeiten mit der Einnahme eines „Geheimmittels“ zur Fruchtbarkeitssteigerung. Nicht nur für BDR-Präsident Manfred Böhmer eine „sehr abenteurliche Entschuldigung“. Henn war einer der wichtigsten Helfer von Ullrich.
Trotzdem will Böhmer bei der WM eine „große Sensibilität mit dem Dopingthema unter den Aktiven“ festgestellt haben. Dass Italien, bisher im Radsport international mit tonangebend, bei der Medaillenvergabe der Titelkämpfe völlig leer ausging, ließe laut Böhmer Spekulationen zu, dass nur „saubere“ Fahrer an den Start geschickt werden: „Ich will niemanden verdächtigen, aber auffällig ist es schon.“
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