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■ Die große IG Metall wird immer kleiner
Die Mitgliederzeitschrift der IG Metall wusste im März Positives zu berichten aus Preußisch Oldendorf bei Minden. „Das persönliche Gespräch ist der Schlüssel zum Erfolg“, hatte Werner Schling erkannt, Betriebsratsvorsitzender der ortsansässigen Firma Schwarz Werkzeugbau. Von den 146 Beschäftigten gewann er 74 für den Eintritt in die IG Metall.
„Die IG Metall bleibt attraktiv für Mitglieder“, schwärmte daraufhin die Metaller-Zeitschrift. Schön wär's: Auf dem Gewerkschaftstag in Hamburg konnte die IG-Metall-Spitze die traurige Entwicklung nicht verschweigen: Es geht weiter abwärts mit den Mitgliederzahlen.
Ende September hatte die größte deutsche Gewerkschaft noch 2,71 Millionen Mitglieder, fast zehn Prozent weniger als vier Jahre zuvor. Dabei müsste man korrekterweise noch die zusätzlichen 175.000 Mitglieder herausrechnen, die durch die Fusion mit der Gewerkschaft Textil und Bekleidung (GTB) im vergangenen Jahr dazukamen.
Das größte Problem: Nur noch 1,65 Millionen Mitglieder sind so genannte Vollzahler. Viele Gewerkschafter sind schon verrentet oder arbeitslos. Damit verliere die Gewerkschaft an Organisationskraft, beklagte Hauptkassierer Bertin Eichler.
Die Mitgliederzahlen sinken auch, weil die traditionellen Industrieunternehmen Jobs abbauen; die Beschäftigten in mittelständischen neuen Firmen beispielsweise in der Informationsbranche aber zeigen weniger Interesse an der Gewerkschaft. Das Durchschnittsalter der Metaller liegt bei47 Jahren.
IG-Metall-Chef Zwickel forderte seine Gewerkschaft gestern daher auf, künftig stärker Mitglieder in der Dienstleistungsbranche zu werben. Die IG Metall müsse den Wandel hin zu industriellen und industrienahen Dienstleistungen vollziehen: „Wir wollen Industriegewerkschaft bleiben und zugleich mehr Dienstleistungsgewerkschaft werden.“ Damit würde die IG Metall stärker in Konkurrenz zu ver.di treten, dem geplanten Zusammenschluss von fünf Dienstleistungsgewerkschaften. Darin sollen DAG, ÖTV, HBV, DPG und IG Medien enthalten sein. BD
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