: Ein deutsches Leben
Victor Klemperer wird 1881 in Landsberg geboren, sein Vater ist Rabbiner, der Sohn konvertiert mit 22 Jahren zum evangelischen Glauben. Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht in Deutschland übernehmen, lehrt Victor Klemperer als ordentlicher Romanistikprofessor an der Universität Dresden.
Die Verfolgung beginnt. Eine Verordnung nach der anderen beschränkt Klemperers Lehrtätigkeit, schließlich muß er die Hochschule verlassen. Seine Ehe mit der Pianistin Eva Schlemmer ist über Nacht eine „Mischehe“ geworden, das Eigenheim wird konfisziert. Als Jude, als der der Weltkriegskämpfer, Nationalist und Intellektuelle Klemperer nun amtlich geführt wird, muß er ins Judenhaus umziehen. Obwohl die Möglichkeit bestanden hätte, verlassen die Klemperers ihr Land nicht. „Ich möchte Kulturgeschichtsschreiber dieser Katastrophe sein“, notiert Victor in sein Tagebuch. Dem Tod im Konzentrationslager entgeht er 1945 nur knapp.
Nach dem Krieg lehrt Victor Klemperer wieder in Dresden, später in Greifswald, Halle und Berlin. Sein Buch „Lingua terti imperii“ (deutsch: „Die Sprache des Dritten Reichs“) wird in der DDR unter dem Kürzel LTI populärer als die Bibel. 1960 stirbt Klemperer in Dresden.
Seine Tagebücher führt Victor Klemperer seit er siebzehn ist – in den Jahren der Verfolgung unter Lebensgefahr. „Mein Heldentum besteht darin, dass ich das alles aufgeschrieben habe“, wird er später sagen. 15.000 eng beschriebene Seiten hinterläßt der Philologe 1960. Die Aufzeichnungen aus der Naizizeit erscheinen im Aufbau Verlag unter dem Titel „Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten“ und werden für die Weltöffentlichkeit zum eindringlichen Dokument über den Alltag in Nazideutschland. Bis heute wurden die beiden Bände 180.000-mal verkauft. Auch die übrigen Erinnerungen sind inzwischen beim Aufbau Verlag verlegt.
Weitere Publikationen: ein großformatiger Bildband des Aufbau Verlags „Victor Klemperer – ein Leben in Bildern“ zeigt historisches und privates Bildmaterial aus dem Leben der Eheleute. Eine Hörversion der Tagebücher ist auf CD erhältlich, die Filmmusik mit Werken von Chopin, Mozart und Wagner wurde von Daniel Barinboim und der Staatskapelle Berlin eingespielt und ist bei Teldec Classics erhältlich. Die Sprachstudie über das Dritte Reich „LTI“ ist im Leipziger Reclam Verlag verlegt.
„Victor Klemperer – Ein Leben in Deutschland“ heißt die zwölfteilige Serie, mit der die ARD ab kommendem Dienstag an den Zeitzeugen erinnert. Auf Grundlage der Tagebücher bearbeitete der Drehbuchautor Peter Steinbach („Heimat“) für das Fernsehen, gleich zwei Regisseure, Kai Wessel und Andreas Kleinert, haben das neunstündige Werk in Szene gesetzt. Neben Mathias Habich ist Dagmar Manzel als Ehefrau Eva zu sehen.
Eine ausführliche Kritik der Serie von Elke Schmitter steht heute auf unserer Medienseite. klab
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