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SPD und Grüne jubeln nur verhalten

■  SPD-Abgeordnete zeigen sich undankbar gegenüber Wahlsieger Walter Momper. Auch die Grünen mäkeln an ihrem schönen Erfolg herum, nur drei Prozent verloren zu haben

Die Sozialdemokraten freuen sich über das verheerendste Wahlergebnis in der Geschichte der Berliner SPD. Thomas Härtel, Mitglied des SPD-Landesvorstandes fand „das Ergebnis besser als erwartet“, schränkte allerdings bescheiden ein: „Es ist kein Grund zur Euphorie.“ Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing befand seelig: „Wir sind noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen.“

In den schönen Erfolg der SPD mischt sich allerdings ein Wehrmutstropfen. Die SPD muss ihre Feierlichkeiten unterbrechen, um über eine wichtige Frage zu diskutieren. Es werde mit Sicherheit eine Debatte darüber geben, ob die SPD erneut in eine Große Koalition eintreten solle, klagte Härtel. Das Ergebnis dieser Auseinandersetzung sei offen und werde nicht einfach sein.

Auch Finanzstaatssekretär Frank Bielka erwartete eine längere Debatte über die Koalitionsfrage. Einfachheitshalber sprach er sich für eine Regierungsbeteiligung aus. So richtig glücklich scheint Bielka aber nicht mit dem Wahlergebnis zu sein. Würde er sonst die Frage aufwerfen, ob SPD-Spitzenkandidat Walter Momper in den Senat eintritt? „Diese Frage ist offen“, zeigte er sich undankbar gegenüber dem Wahlsieger.

Besonders ungnädig war Fraktionschef Klaus Böger. Wie könne es sein, fragte er grantelig, dass die SPD trotz guter Arbeit nicht noch besser abgeschnitten habe. Da müsse man sich fragen: „Welchen Anteil hat der Kandidat?“

Noch weniger zu bedingungslosem Jubel aufgelegt als die SPD waren die Grünen. Bei ihrer Wahlparty im Schöneberger Metropol war kaum ein Lächeln zu erhaschen. Daran konnten selbst die Sonnenblumen und grünen Luftballons nichts ändern. „Mit dem Ergebnis sind wir natürlich nicht zufrieden“, sagte die Sprecherin des Landesverbandes, Regina Michalik. Ansichtssache. Schließlich haben die Grünen nur knapp über 3 Prozentpunkte, also nur ein Viertel ihrer Stimmen, verloren. Wenigstens Spitzenkandidatin Renate Künast schwang sich zu einer realistischen Einschätzung auf: „Unter 10 Prozent wäre es eine Niederlage gewesen.“

Auch die immer fröhliche und gut gelaunte Gesundheitsministerin Andrea Fischer machte Stimmung: „Ihr habt hart gekämpft.“ Doch bei einer so schlechten Berliner SPD sei es schwierig gewesen, rot-grüne Perspektiven in Berlin aufzuzeigen.

sand/win/nau/maf

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