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Atomares Durcheinander in Europa und Japan

■ Plutonium in Europa falsch versandt. Explodierte Uranfabrik nicht kontrolliert

Berlin/Tokio (taz/AFP) – Ein Euratom-Forschungszentrum in Belgien hat vor fünf Wochen Plutonium versandt – und es ist immer noch nicht beim Adressaten angekommen. Die Menge des transportierten Bombenstoffes ist zum Glück sehr klein, die Schlamperei jedoch ungeheuer: 0,91 Gramm des hochgiftigen radioaktiven Stoffes sollten vom Forschungszentrum Geel zum französischen Atomkomplex La Hague in der Normandie gebracht werden. Die Erklärung der EU-Kommission vom Samstag: Der Behälter der europäischen Atombehörde Euratom mit dem strahlenden Material konnte nicht rechtzeitig nach La Hague verschickt werden, da die Ausfuhrpapiere nicht rechtzeitig fertig wurden.

Ohne wie geplant von seinem radioaktiven Inhalt geleert worden zu sein, wurde der Container Anfang September nach Luxemburg geschickt, wo er einen Monat lang auf einem Euratom-Gelände lagerte. Am 4. Oktober gelangte das Plutonium auf dem Straßenweg nach Abingdon bei London.

Auch aus der havarierten Uranfabrik im japanischen Tokai werden immer neue haarsträubende Details bekannt. In der Anlage hatten Arbeiter am 30. September so viel Uran in ein Becken gekippt, dass eine unkontrollierte Kettenreaktion in Gang kam. Bei der Explosion wurden nach bisherigen Angaben 49 Menschen verstrahlt. Ein Sprecher des zuständigen Ministeriums in Tokio gab am Samstag zu, dass die Fabrik für Reaktor-Brennelemente seit 1992 nicht mehr kontrolliert wurde. Grund sei Personalmangel, so die Behörde.

Der älteste der drei bei dem Unfall schwer verstrahlten Arbeiter sagte bei der Polizei aus, er habe kaum etwas über atomare Kettenreaktionen gewusst. Noch am Wochenende war die Strahlenbelastung in der Fabrik nach Angaben des Betreibers JCO so hoch, dass die Fabrik selbst in Schutzkleidung nur für wenige Minuten betreten werden konnte. rem

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