piwik no script img

Behaltet sie im Auge

betr.: „Private Aufpasser in Dienste des Staates“, taz vom 6. 10. 99

[...] Im Zusammenhang mit der Gefährdung des empfindlichen Sicherheitsbereichs durch „Schwachköpfe, die nichts gelernt haben“, verweise ich auf die „Sächsische Sicherheitswacht“, die nach 60 Stunden Ausbildung Ernennungsurkunden ausstellt. Ernannte ehrenamtliche SicherheitswächterInnen haben weitaus mehr Befugnisse als MitarbeiterInnen privater Sicherheitsdienste. Sie dürfen Verdächtige festnehmen, Störenfriede des Platzes verweisen und Gegenstände beschlagnahmen (Sächsische Zeitung vom 23.09.99). Die Ausführungen über die fehlenden gesetzlichen Regelungen gehören um die schon jetzt zutage tretenden Mängel im Bereich des Datenschutzes ergänzt (s. a. www.is-kassel.de/~safercity). Behaltet sie im Auge, die Branche, „die Schutz verspricht, aber Macht meint“ (Hofmann-Rhiem, Rechtsprof. aus Hamburg). Tilman Boller, Kassel

Es gibt einen schamlosen Versuch, die Flachhochschulausbildung „Polizei“ des Landes Schleswig-Holstein in Kiel-Altenholtz privaten Sicherheitskräften zuteil werden zu lassen. Hören Sie sich doch dort einmal um: Die Mitglieder des Lehrkörpers halten es kaum noch aus, weil die Pilotabgesandten der Wachunternehmen kaum etwas aufzunehmen in der Lage sind. Abgesehen von eindeutigen Gesinnungsäußerungen, die man ja aber auch von staatlich legitimierten, die Gewaltlizenz ausübenden Wachtmeistern hört. Nur, wie mag es dann erst bei dem Personal bestellt sein, dass ohnehin nie eine solche Pseudo-Fachhochschule kennenlernt?

Seit Ende der 80er Jahre wird bemängelt, dass es keine gesetzlichen Regelungen für die Ausbildung, das Berufsbild und die Tätigkeit der privaten Wachleute gibt. Es hat eine Serie von Anhörungen in Landtagen und bei Gewerkschaften hierzu stattgefunden. Die Parteiprogramme der sie „tragenden“ rot-grünen Bundesregierung weisen klare Ankündigungen aus, und was weisen sie vor? Absichten, Überlegungen, Kontakte von Arbeitsebenen der zuständigen Ministerien. Wir Kritischen Polizeibeamtinnen finden: Ein bisschen wenig!

Thomas Wüppesahl, Bundessprecher der Bundesarbeits-

gemeinschaft Kritischer Polizistinnen und Polizisten

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen