: FAZ-Mag: Messetrauma (83)
Terror in Frankfurt am Main: Am Stand des Kölner Verlags Kiepenheuer & Witsch in Halle 4.1 tauchte Hausautor Wolf Biermann auf. Wie immer hatte der Zweikäsehoch rein zufällig seine Gitarre dabei. Als er Anstalten machte, sie auszupacken, brach Panik aus. Rennen, rennen, rennen hieß es auch für die FAZ-Mag-Redaktion. Vertreter mehrerer Menschenrechtsorganisationen verurteilten später „die offene Androhung von Folter“ durch den Zonenklops. „Menschen wurden brutal erkiepenheuerundwitscht“, sagte ein Sprecher von Ärzte ohne Grenzen – und wurde seinerseits zu einer Spende an den Kalauerfonds der Vereinten Nationen verurteilt. Der drohenden Hölle kaum entronnen, geriet die FAZ-Mag-Redaktion in die Hände des irischen Kolumnisten Ralf S. „Trinken! Alles austrinken!“ befahl der ausgemergelt wirkende Schriftsteller ein ums andere Mal und schleifte seine Opfer von Party zu Party. „Das ist ein Befehl von ganz oben! Ich bin's: Ukas, der letzte der Mohikaner!“ rief er bisweilen pathetisch. „Wer mit Kollegen nicht trinkt, ist eine Kollegenschmähung und eine Schande!“ Widerspruch wurde nicht gewagt, alles fügte sich zur Freude des aufnahmefähigen Dichters, der in diesem Jahr den alternativen Nichtrauchernobelpreis bekam.
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