Ich bin hart im Nehmen“

■ Das geheime Fernsehtagebuch der Verona F., letzte Folge: Vom Schmuddel-Image und dem Rückzug auf eine Schweinefarm

Das ist der entscheidende Karrieresprung – ich werde das erste deutsche Bond-Girl des nächsten Jahrtausends

11. März 1999

Gutes, langes Frühstück. Speck, Eier, O-Saft ohne Ende. Kaffee bis zum Abwinken. Für Peppino Apfelstrudel. Studiere Bild: „Verona für Telefon-Sex missbraucht – Sie ist Deutschlands Sex-Symbol. [...] Wer anrief, hörte zunächst tatsächlich Veronas Stimme. Dann kamen andere Frauen direkt zur Sache.“

Seite 13: „Ich bin sprachlos, wusste bis vor kurzem gar nicht, dass es diese Telefonnummer gibt.“ Stimmt. „Ein Mega-Vertrauensbruch.“ Stimmt. (Aber Bohlendeutsch. Mist. Das muss besser werden.)

15. März 1999

Alles läuft nach Plan. Morgen titeln sie: „Verona wirft hin!“ K., L. usf. werden dementieren. Für irgend was müssen die Fick-, die Fischköpfe ja gut sein.

Hochstimmung. Prima Einfall. Schreibe selbst ein Quatschkopfbuch, 96 Seiten, Broschur, abgefackelt, rausgebombt, doppelt kassiert: meine schönsten Sätze, meine blödesten Texte: ein Requiem. Und dann verschwinde ich auf Nimmerwiedersehen Richtung Schweinefarm in Uruguay. Wie Jim Morrison. Der konnte schließlich genausowenig singen.

16. März 1999

Lasse Buchidee fallen. Werde meinen Rücktritt von „peep!“ bekannt geben (RTL-Zeigel macht Druck) – und meinem Biografen eine wunderbare Pointe schenken. Morgen steht in der Bild: „Verona & der Schweinkram: Der Sex-Krieg um Verona Feldbusch (30). Oder die heikle Frage: Wie viel Schweinkram muss eine Moderatorin schlucken, bevor sie den Krempel hinschmeißen kann? Erotik-Queen Verona will weg vom Schmuddel-Image in ,peep!‘. Am liebsten sofort! Ihr sind die neuen Beiträge einfach zu ,abartig‘. Fessel-Sex, Nass-Sex unter der Dusche, Altar-Sex und noch mehr Perversionen. [...] Sadomaso in allen Formen, Urin-Sex, sogar perverse Spiele mit Schäferhunden (,Warum ich das so gerne mag‘).“

Alain regelt den Rest und lässt streuen, nach der Aufzeichnung des heißen Altar-Sex hätte ich geschrien: „Solche Gotteslästerung mache ich nicht mehr mit!“

17. März 1999

Die Sache ist durch. Am 20. läuft meine letzte „peep!“-Sendung. Die zwölf vereinbarten Folgen bis Juni wurden gestrichen. (ZDF-Produktion. Mit Thommy. Geht doch. Ansonsten werde ich natürlich weiterhin sehr viel eingeladen in Talkshows in Deutschland oder von mir aus Veranstaltungen.)

Muss Röbel anrufen. Saskia Valencia soll „es“ machen.

18. März 1999

Sonja, die Futt, macht es nicht.

19. März 1999

Naddel macht es nicht. Weicheibegründung: „Ich freue mich über das Angebot, aber ich möchte kein Erotik-Magazin moderieren.“ Hat sie ja zu Hause. Küchen-Fast-Sex. Spiegeleier on the rocks. Geschüttelt und gerührt. Und ich mache „Weltkarriere“.

Franz Josef war schneller als Udo. Bitte. Werde ihm einen Lolli schicken. Posiere gleich zweimal ganzseitig: „James Bond Girl“. Franzl schreibt sehr, sehr richtig: „Eines muss man ihr lassen: Ob als Nachwuchssängerin, Model oder Moderatorin – wer Verona anfänglich unterschätzt hatte, wird [...] nun wohl eines Besseren belehrt.“

20. März 1999

Blättere erneut durch die Gala-Titelgeschichte [18. März 1999]. „Ein Bond-Girl für das Jahr 2000“. Das ist der Karrieresprung. Das erste deutsche Bond-Girl des nächsten Jahrtausends. Broccoli Productions will mich, den Vamp. Posiere in L.A., einer meiner Lieblingsstädte, als Domina (mit Hund!), Weib mit Biss, Space Girl und Kuschellady. Alle meine phantastischen Facetten.

Ich bin begeistert von mir und diktiere der Gala die Zukunft: „Es ist ein Traum, bei einem Bond-Film dabeizusein, und er wird wahr werden wie alle meine Träume, die wahr wurden. Ich bin hart im Nehmen, was die Männerwelt betrifft – das habe ich mit ,peep!‘, ,Veronas Welt‘ und Dieter Bohlen wohl bewiesen. Bohlen wäre kein geeigneter Bond-Darsteller. Er ist doch schon auf seinem Gut der selbsternannte 'King of the Koppel‘. Und sein sexy 'Koppel‘-Girl hat er doch auch schon gefunden. Ich mache mir keine Sorgen – das liegt wohl an der Tatsache, dass ich mir alles zutraue. Ich will eine richtige Schauspielerin werden. Ich denke, das Wichtigste habe ich begriffen: Man darf beim Film keine Hemmungen haben.

Ich werde Feuer und Flamme an achtunddreißig Tagen drehen und auf jeden Fall Sexszenen. Ich werde mich mit der Bond-Flinte vor laufender Kamera erschießen.“

Jürgen Roth

Wir veröffentlichten einen Auszug aus „Verona Feldbusch – Geschichte eines Lebens“. Das Buch erscheint in Kürze im Haffmans Verlag.