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Mehr Praxis für Mediziner

■ Humboldt-Uni startet Reformstudiengang Medizin – nach zehnjähriger Vorbereitung

Berlin (taz) – Der Befund war eindeutig: Das Medizinstudium krankt an allen Gliedern. Zehn Jahre lang haben Studenten und einige Dozenten in Berlin für eine Reform gekämpft. Gestern stellte Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) das bundesweit einzigartige Modellprojekt „Reformstudiengang Medizin“ an der Humboldt-Universität vor. Die zunächst 63 Studenten haben künftig vom ersten Tag an Kontakt zu Patienten.

Folgte der Einsatz am Krankenbett bisher erst nach dem Physikum, sollen die angehenden Mediziner die naturwissenschaftlichen Grundlagen nun in Kleingruppen und Blockpraktika am konkreten Fall lernen. Auf dem Stundenplan steht außerdem ein wöchentlicher Praxistag bei einem niedergelassenen Arzt.

Da mündliche Prüfungen künftig das Physikum ersetzen sollen, musste die Approbationsordnung geändert werden. Nachdem ein Gesamtentwurf des damaligen Gesundheitsministers Horst Seehofer (CSU) 1997 im Bundesrat gescheitert war, brachte seine Nachfolgerin Andrea Fischer die geplante Modellversuchsklausel im Februar als Einzelparagraph durch. Fünf Jahre lang ist das reformierte Arztstudium nun im Test, bevor 2004 die endgültige Entscheidung fällt. Kostenpunkt: rund 11,5 Millionen Mark. 3,2 Millionen steuert der Bund bei, der Rest stammt aus dem Topf der Charité und aus Drittmitteln.

Beim Marburger Bund stößt das Berliner Projekt dennoch auf Skepsis. Der Ärzteverband fürchtet, die Gesundheitspolitiker könnten sich mit regionalen Reformprojekten verzetteln. Der Initiator des Projekts, Professor Dieter Scheffner, indes will endlich das Skalpell zum Reformschnitt ansetzen: „Wenn wir immer wüssten, was bei Experimenten herauskommt, bräuchten wir die Wissenschaft nicht.“ Nicole Maschler

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