: Erklärte Absichten, unverhüllt
A3XX: Airbus stellt Hamburg neues Ultimatum: Förmlicher Beschluss über Dasa-Erweiterung bis Dezember gefordert ■ Von Sven-Michael Veit
Gustav Humbert mag klare Verhältnisse. Wenn Hamburg seine Bewerbung um die Fertigung des Riesen-Airbus A3XX ernst meine, müsse der rot-grüne Senat mehr bieten als vollmundige Absichtserklärungen. „Wenn es bis Dezember keinen Planfeststellungsbeschluss gibt, hat Hamburg schlechte Karten“, erklärte der Airbus-Vorstandschef am Donnerstagabend vor dem geneigten und handverlesenen Auditorium des hanseatischen Luftfahrt-Presse-Clubs.
Politische Zusagen wie die von Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD) vor drei Wochen, „zeitgerecht alles objektiv Erforderliche zu leisten, um den Bau des A3XX an der Elbe zu ermöglichen“, hört Humbert zwar gern. Ohne einen förmlichen Beschluss aber sei die Sache doch etwas luftig.
Ein Planfeststellungsbeschluss ist Voraussetzung für die von Airbus geforderte und vom Senat zugesagte Erweiterung des Dasa-Werkes Finkenwerder. Der mindestens 550-sitzige Jumbo könne dort nur hergestellt werden, wenn das Betriebsgelände in das Vogelschutzgebiet Mühlenberger Loch hinein erweitert würde. Dazu müssten etwa 150 Hektar der ökologisch wertvollen Elbbucht zugeschüttet werden. Zudem müsste die bestehende Landebahn von 2321 auf mindestens 2684 Meter verlängert werden. Das entsprechende Planfeststellungsverfahren ist bereits abgeschlossen, eine weitere Verlängerung der Piste auf 3500 Meter, falls gewünscht, hat Mirow bereits in Aussicht gestellt.
Vor einem förmlichen Beschluss aber muss die Zustimmung der EU-Kommission vorliegen, die zur Zeit die Unterlagen prüft. Diese wisse „um die Dringlichkeit der Sache“, versichert Mirows Sprecher Andreas Richter. Auch Senatssprecher Ludwig Rademacher beteuert, die Stadt werde „in Brüssel auf die Beförderung dieses Anliegens drängen“.
Humbert spielt derweil die beiden Bewerber um den Großauftrag, der angeblich etwa 4000 neue Arbeitsplätze bescheren soll, weiter genüsslich gegeneinander aus. In der französischen Stadt Toulouse gebe es „noch ungelöste Probleme“ bei der Zulieferung der „extrem großen A3XX-Bauteile“, erzählte er. Jene können nur mit Frachtschiffen transportiert werden; und dafür böte das Werk Finkenwerder an der seeschifftiefen Elbe bessere Voraussetzungen. Hamburgs Nachteil sei jedoch, so Humbert, „dass noch keiner weiß, ob überhaupt erweitert werden kann“.
Es sei „langsam ermüdend“, kontert Hamburgs GAL-Fraktionschefin Antje Möller, wenn Airbus immer neue Anforderungen aufstelle, eigene Zeitpläne aber ständig überschreite. „Die sollen endlich sagen, wo der A3XX produziert werden soll“, fordert Möller. Danach erst wäre „das Drängen auf einen Planfeststellungsbeschluss verständlich“.
Mit der Standortentscheidung zwischen Hamburg und Toulouse, die schon längst hätte getroffen sein sollen, hat der drittgrößte Luftfahrtkonzern der Welt aber keine Eile. Lediglich zu einer erneuten unverhüllten Absichtserklärung ist Humbert bereit: „Anfang nächsten Jahres.“ Diesmal ganz bestimmt.
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