: Doch keine Verschwörung gegen Ferrari
■ Italien glaubt es kaum: Die Disqualifikation der Ferrari-Piloten ist aufgehoben
Rom (taz) –Bei allem Jubel über das Urteil des Automobilverbandes FIA, mit dem die in Malaysia ausgesprochene Disqualifikation der Ferrari-Piloten Eddie Irvine und Michael Schumacher zurückgenommen wurde: Zwar ist das Rennen um die Formel-1-Weltmeisterschaft jetzt wieder offen – doch in Italien scheint auch eine Welt zusammenzustürzen. Die Italiener waren sich hundertprozentig sicher, dass es bei der Annullierung des Doppelsieges beim Großen Preis von Malaysia bleiben würde. Wer könnte schon gegen die geballte Macht eines englisch-deutschen Teams anstinken?
Seit drei Jahren, seit MacLaren zusammen mit Mercedes die Silberpfeile baut, weigern sich Fernsehen, Radio und ein Großteil der Presse, die deutsche Automarke mitzunennen – besonders wenn Mika Häkkinen oder David Coulthard gewinnt, ist es immer MacLaren, nie Mercedes, dem der Siegeskranz gebührt.
Eine Woche lang war das plötzlich ganz anders: Als herauskam, dass ein Silberpfeil-Techniker die famosen 10 Millimeter Windstromblech zu viel am roten Flitzer denunziert hatte, ging es nur noch um die „deutschen Mercedesleute, die sich den Gipfel der Unsportlichkeit leisten“ (so ein Kommentator der RAI). Übrigens klang der Name des Rennleiters in Malaysia, der die Disqualifikation aussprach, verdächtig deutsch.
Doch nun wurde die Disqualifikation zurückgenommen, weil die fraglichen 10 Millimeter nur 5 waren. Die Deutschen haben sich nicht durchgesetzt. Und Italien kehrt zur alten Benennung zurück: Vielleicht gewinnt Häkkinen in Japan beim allerletzten Grand Prix ja doch noch die Weltmeisterschaft, dann wäre es ein Triumph von MacLaren. Siegt Ferrari, ja, dann ist das etwas anderes: Dann hat die italienische Schlitzohrenfirma, die dem Weltverband eine in keinem Statut existierende „Toleranzgrenze“ aufgeschwätzt hat, gegen den scheinbar unüberwindbaren Koloss Mercedes gesiegt. Werner Raith
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen