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Trickreiche Bankmanager müssen ihren Hut nehmen

■ Hypo-Bank-Vorstände räumen ihre Posten wegen angeblicher Bilanzfälschung von 3,6 Milliarden Mark

Berlin (taz) – Sieben frühere Hypo-Bank-Vorstandsmitglieder haben gestern die Konsequenzen aus der Vorlage einer falschen Bilanz gezogen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen sie, weil sie in der Bilanz für das Jahr 1997 potenzielle Verluste in Höhe von 3,63 Milliarden Mark verschleiert haben sollen. Bei der Fusion mit der Bayerischen Vereinsbank zur HypoVereinsbank waren die Aktien der Hypo-Bank damit überbewertet. Dadurch wurde auch das Land Bayern geschädigt, das Anteile an der Vereinsbank hielt. Nicht nur der Ex-Chef der Hypo-Bank und jetziges Aufsichtsrat-Mitglied, Eberhard Martini, reichte seinen Rücktritt ein. Auch Martin Schütte, Josef Wertschulte, Peter Hoch und Martin Kölsch verabschiedeten sich zum Jahresende aus ihren Funktionen. Zugleich nahm Werner Münstermann seinen Hut als Chef der Vereins- und Westbank; er war für die Bilanz des Jahres 1997 bei der Hypo-Bank verantwortlich. In Stuttgart schied Jan Szantyr aus dem Vorstand der Württembergischen Hypothekenbank aus. Laut Ermittlungsprotokollen der Münchner Staatsanwaltschaft wusste Münstermann von den Fehlern in der Bilanz. Einen Mitarbeiter hat er angeblich angewiesen, die richtigen Zahlen zu verschweigen.

Ob die bayerische Landesregierung über die Vorfälle informiert war, ist bislang nicht bekannt. Immerhin saßen Vertreter des Landes auch im Aufsichtsrat der Hypo-Bank. Die Landesstiftung, die die Bankanteile verwaltete, leitete Ex-Ministerpräsident Max Streibl (CSU).

Als Reaktion auf die gigantischen Verluste – allein für 1997 betragen sie über sieben Milliarden Mark – will die HypoVereinsbank nun ihr Immobiliengeschäft neu organisieren. Zum Ende des Jahres 1999 will man problematische Kredite aus der Vergangenheit mit einem Volumen von insgesamt 25 Milliarden Mark in einen eigenständigen Unternehmensbereich auslagern.

Die potenziellen Verluste waren aufgelaufen, weil die Hypo-Bank nach der Wende intensiv in ostdeutsche Immobilienprojekte investierte. Entgegen den ursprünglichen Erwartungen brachen jedoch die Preise ein, sodass viele Immobilien nicht gewinnbringend vermarktet werden konnten. Trotz der Misere wuchs das Vorsteuerergebnis der Bank zum 3. Quartal 1999 um 3,8 Prozent auf 2,2 Milliarden Mark. Hannes Koch

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