Rassistische Entgleisung gegen Falschparker

■ Vier Polizeibeamte sollen jungen Deutschen libanesischer Herkunft bei Kontrolle getreten, gewürgt und beschimpft haben. Die Polizei bestreitet das: Er habe angegriffen

Den Wochenendeinkauf mit Mutter und Tante am vergangenen Freitag hatte sich Rabih K. anders vorgestellt. Denn noch bevor die Familie alle Lebensmittel für das Wochenende beisammen hatte, hatte der 18-jährige Neuköllner libanesischer Herkunft eine Platzwunde und drei Beulen am Kopf, eine aufgeplatzte Lippe, ein verschobenes Nasenbein sowie Striemen an Hals und Handgelenken.

Wie es dazu kam, ist nicht klar. Es existieren – wie so oft – zwei Versionen. Eine aus der Sicht von Rabih K. und seiner Familie, eine zweite aus Sicht der Polizei. Sicher ist nur, die Verletzungen hat sich K. bei einer Auseinandersetzung mit den Beamten zugezogen.

Für den 18-Jährigen steht fest: Die Polizei hat ihn ohne Grund angegriffen und zudem rassistisch beschimpft. „Die haben mich nicht nur geschlagen und getreten, sondern auch als 'Scheiß-Kanacke‘ und mit 'Ausländer, verpiss dich‘ beschimpft.“ Nach seiner Darstellung habe ein Polizist seine Papiere kontrolliert, weil er in der Glasower Straße in Neukölln in der zweiten Reihe geparkt habe. Dabei habe der Polizeibeamte im Auto ein Stuhlbein und ein Messer entdeckt. „Das liegt immer im Auto, weil ich als Pizzafahrer gearbeitet habe“, sagt K. „Dabei wird man oft überfallen.“ Der Polizist habe dann beides an sich genommen und nicht wieder rausgerückt.

Als K. die Sachen zurückverlangte, habe der Polizist sie einem Kollegen gegeben, K. am Hals gepackt und versucht, ihn auf den Boden zu werfen. Als K. sich wehrte, habe der Polizist ihn getreten und die Luft weggedrückt. Seine Mutter, die inzwischen aus dem Lebensmittelgeschäft gekommen sei, habe auf die Polizei eingeredet und geschrien. Daraufhin sei auch sie geschlagen und zu Boden gestoßen worden. Schließlich brachten die Polizisten – inzwischen waren zwei weitere Beamte an der Auseinandersetzung beteiligt – den Neuköllner zu einem Streifenwagen und schlugen seinen Oberkörper auf die Motorhaube. Auch im Auto sei er weiter geschlagen worden, sagt K.

Die Beamten hätten ihn dann zur Polizeiwache im Rollbergviertel gebracht. Dort habe man ihn in einem Raum auf den Boden geworfen. „Nach einer halben Stunde etwa hat mir einer meinen Ausweis in die Hand gedrückt und gesagt, dass ich gehen kann“, sagt K.

Mit einem Krankenwagen fuhren Mutter und Sohn ins Krankenhaus, Atteste über ihre Verletzungen liegen der taz vor. Nach Darstellung der Polizei war alles genau andersrum. K. habe sich der Überprüfung entziehen wollen, heißt es in der Polizeipressestelle. Er habe heftig um sich getreten und „sehr massiven Widerstand“ geleistet. Drei Polizeibeamte seien verletzt, ein Funkwagen beschädigt worden.

Die Mutter habe „hysterisch reagiert“ und die Polizisten angegriffen. Die Beamten haben inzwischen Anzeige wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt und Köperverletzung sowie Zerstörung von Arbeitsmitteln gegen Mutter und Sohn erstattet. Auch Rabih K. und seine Mutter haben Anzeige erstattet. Entscheidend in der juristischen Auseinandersetzung dürften nun die von beiden Seiten benannten Zeugen sein. Sabine am Orde