Querspalte

■ Witz-taz statt Titten-taz

 Manchmal schwächelt man ein bisschen und sehnt sich nach gepflegten Idyllen. Dann geht man in Museen am Vormittag, isst Milchreis mit Apfelmus zu Mittag, geht spazieren auf sonnigen Friedhöfen und danach ins Omacafé, löst Schachaufgaben mit Sherry, tapeziert seine Küche mit Fototapeten, auf denen Pferdchen herumtollen, liest Tschechow oder Hör-Zu oder die Wochenendbeilagen größerer Zeitungen. Besonders schön finde ich dabei die Spalten mit Lebensweisheiten, scherzhaften Bemerkungen berühmter Männer und Witzen. Diese Seiten heißen zum Beispiel „Nicht ganz so ernst“ und die Witze sind meist dialogisch. „Die Brötchen sind aber knochenhart.“ – „Meckern Sie nicht, '45 hätten Sie sich darüber gefreut.“ – „Na ja, damals waren die Dinger ja auch noch frisch.“ Oder: „Christof beschwert sich beim Kellner: ,Dem Huhn, das Sie mir gebracht haben, fehlt ja ein Bein.‘ – ,Entschuldigen Sie, mein Herr, ich wusste ja nicht, dass Sie tanzen wollen.“ Oder: „Ein Boxfan kann den Kampf um die Europameisterschaft nicht sehen. Deshalb bittet er seine Frau, bei der Übertragung genau aufzupassen. Als er nach Hause kommt, ist seine erste Frage natürlich: ,Wer hat gewonnen?‘ – ,Keiner. Einer ist gleich in der ersten Runde hingefallen, und da mussten sie schnell aufhören zu boxen.‘ “

 Derlei freut mich, und was ich sagen wollte: Statt über die „Titten-taz – Königin der Zeitungen“ zu grübeln, sollte als Abowette doch vielleicht mal die „Witz-taz“ angedacht werden. Nur wer witzig ist, hat gut lachen. Mit lustigen Scherzen erobert die taz nun die Herzen. Auf witzige Weise kommt die taz gar nicht leise. 4.000 Abos – unser Sehnen, sonst müssen wir doch bald gehen. Detlef Kuhlbrodt