: Wer sind die Sinti und Roma? Viele Fragen, wenige Antworten
■ Als Menschen sind wir alle gleich und als Individuen alle anders: So könnte die Quintessenz aus der „Nacht der Jugend“ lauten / Ein Stimmungsbericht der Jugendredaktion „Zett“ vom Schlachthof
Bremens Bürgermeister Henning Scherf (SPD) hatte unter dem Titel „Begegnungen mit Sinti und Roma“ eingeladen und die Türen des Rathauses weit geöffnet (siehe auch den Bericht oben). Viele Erwachsene gefolgt von einer Gruppe Jugendlicher nahmen die Einladung an und kamen am Montag Abend in „Hennings gute Stube“.
„Ich will was über die Situation der Sinti und Roma erfahren“, sagte Besucherin Birthe (15) und hoffte darauf, endlich zu erfahren, wer die Sinti und Roma sind und natürlich auch, wo die Unterschiede zum Nicht-Sinti, liegen.
Diese Fragen konnten ihr die Stellwände im Rathaus aber nicht beantworten. Denn dort präsentierten sich: das Ökodorf Lesum, das Schnürschuhtheater, der Jugendring und die Türkischen Akademiker. Da blieben den jungen Teenies also nur die angebotenen Diskussionsrunden.
Doch nach dem ersten Forum „Wie lebt man heute als Sinti und Roma“, wusste Katharina (16) zwar, „was für eine Grundeinstellung die haben, aber nicht warum sie so leben“. Denn der Sinto Romano Hanstein, der dort aus seinem Leben erzählt hatte, beantwortete Fragen aus dem Publikum ausweichend und formelhaft. Mehrfach wiederholte er, dass Sinti besonders ihre Kinder und großen Familien lieben, dass das Reisen ein Teil ihrer Kultur sei, wie auch die Musik, die sie einfach im Blut hätten. Fragen nach Benachteiligungen und Missständen wich er aus, indem er sagte, dass sich darum der Bremer Landesverband der Sinti und Roma kümmern würde.
Auch Stella (14) und Elisabeth (15) waren, als sie gegen 22.30 Uhr gingen, nicht viel schlauer als vorher: „Aber die letzte Diskussion war ganz toll und die Musik war nett. Die Geigen und so.“
Eine wirkliche Begegnung zwischen den Sinti und Roma und den BesucherInnen fand nicht statt. Denn tatsächliche Kontakte entstanden an diesem Abend bei den befragten Jugendlichen nicht.
Auf die Frage an die Jugendlichen, ob sie wüssten, wo denn nun der Unterschied zwischen den beiden Kulturen ist, konnten die meisten nur antworten: „Ja, die haben halt ihre Musik.“
Christian H. Schuster (20),
Zett-Jugendredaktion
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