: Erneut in die Arena
■ HSV-Aufsichtsrat lehnt Plan des erkrankten Vereinschefs Werner Hackmann zur Finanzierung des Volksparkstadions ab
Finanzierung und Fertigstellung des neuen Volksparkstadions sind erneut gefährdet. Der Aufsichtsrat des Fußball-Bundesligisten HSV hat gestern einen Lösungsentwurf seines schwer erkrankten kommissarischen Vorsitzenden Werner Hackmann abgelehnt. Der 52-jährige Vereinschef hatte mit dem für den Bau verantwortlichen Unternehmen Deuteron in den vergangenen Wochen einen Kompromiss über die Verteilung von Mehrkosten, offenen Rechnungen, Gewährleistungen und Risiken ausgehandelt.
Hackmann wurde gestern wegen eines Karzinoms an der Lunge operiert. Der Eingriff sei erfolgreich verlaufen, teilte der HSV mit. In vier bis fünf Wochen will Hackmann seine Arbeit wieder aufnehmen.
Nach einer fast zwölfstündigen, kontroversen Sitzung entschied der Aufsichtsrat des Clubs in der Nacht zum Mittwoch gegen den Plan seines Vorstandschefs. Mit Deuteron-Chef Andreas Wankum soll ein Bauausschuss unter Vorsitz des Ex-Präsidenten Jürgen Hunke über alle Stadionfragen neu verhandeln. Der HSV hatte mit Deuteron im vergangenen Jahr für das Stadion einen Festpreis von 159 Millionen Mark vereinbart.
„Inzwischen ist sicher, dass diese Summe nicht ausreicht“, sagte Aufsichtsrats-Chef Udo Bandow. Auf der Baustelle sei in den vergangenen Wochen ein Stillstand eingetreten. Das Stadion werde einige Millionen Mark teurer, eine konkrete Summe wisse jedoch noch niemand, meinte Bandow.
Vor diesem Hintergrund hatte Hackmann ausgehandelt, dass Wankum das Kapital um einen siebenstelligen Betrag aufstockt. Für eventuell über 165 Millionen Mark liegende Kosten hätte der HSV das Risiko übernommen und sich dafür etwa die Hälfte des 20-prozentigen Eigentümer-Anteils von Deuteron überschreiben lassen. Bislang gehören dem Club 79 Prozent der Besitzanteile, ein Prozent liegt in Händen des Vermarkters Ufa.
Ziel weiterer Verhandlungen sei nun, so Bandow, „dass Wankum noch einmal in seine Privatschatulle greift“. Hackmann habe exzellente Arbeit geleistet, die Beschlüsse des Aufsichtsrates seien für ihn in keiner Weise diffamierend. Damit trat Bandow Vermutungen entgegen, dass die Arbeit des Vorstandes wieder einmal behindert werde. In der Vergangenheit hatte sich die hauptamtliche Vereinsführung wiederholt blo-ckiert gesehen.
Bandow bestätigte aber, dass die Standpunkte der HSV-Kontrolleure weit auseinander gingen. Für einen Teil der Aufsichtsräte steht in Frage, warum der HSV trotz Festpreis-Vereinbarung überhaupt ins Risiko gehen muss. Bei einem eventuellen Konkurs Deuterons könnte die Rechnung für den Verein dann allerdings sehr viel teurer werden, wenn er seine Arena in Eigenregie fertig bauen müsste. lno
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