■ Standbild: Knall auf Lall
„Der Feuerteufel“, Di., 20.15 Uhr, Sat.1
Soll es auf dem Bildschirm knallen, darfst du nicht vergessen, vorher über Kunst zu lallen. Glaubt man dem Fernsehen, dann wimmelt es in Deutschlands Museen vor onanierenden Restauratoren und anderen gebildeten Würstchen. Erst werden volkshochschutauglich Bilder gedeutet, dann veranstalten die sexuell fehlgeleiteten Kunstverwalter Blutbäder oder Feuersbrünste.
Ob privat (wie am Dienstag beim „Feuerteufel“) oder öffentlich-rechtlich (wie jüngst beim Tatort „Die Apokalyptischen Reiter“) macht keinen großen Unterschied: Hier wird ein bisschen mehr geknallt, dort ein bisschen mehr gelallt. Am Ende steht auf jeden Fall die Erkenntnis, dass all die legendären Maler tendentiell düstere Seelen waren. So wie Bosch und Breughel, deren Gemälde in „Der Feuerteufel“ einen ausgetickten Kunstnarren zu pyromanischer Akkordarbeit anspornten. Und das auch noch im altehrwürdigen Wien. Ging alles in Flammen auf: die Hofburg, die Oper und all die anderen Prunkbauten.
Mittendrin: Heino Ferch, der aussah wie eine Brechstange – und auch so spielte. Ferch, ermüdend oft der deutsche Bruce Willis geschimpft, hechtete tatsächlich im Stil von „Die Hard“ von einer Explosion zur nächsten. (Auch das gehört zur Arbeit eines Polizeipsychologen.) Nur manchmal legte der unfreiwillige Minimalist die Stirn in Falten. Das hieß dann: Aha, verstehe. Axel Milberg hingegen hatte die Gesichtszüge einer gekränkten Tomate – und weil er Augenränder trug, als habe er die Nacht zuvor ausgiebig mit autoerotischer Triebabfuhr verbracht, ahnte man schon früh, dass man es hier mit dem gestörten Bilderstürmer zu tun haben musste.
Ach ja, eine Frau spielte auch mit, nämlich Natalia Wörner. Als angehende Kunsthistorikerin sah sie Freundinnen in Flammen aufgehen, verliebte sich, legte Doktorprüfungen ab und steuerte die eine oder andere kunsthistorische Auslassung bei. Denn bei all dem Knallen darf das Lallen natürlich nicht zu kurz kommen. Christian Buß
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