: Exitus und hopp
■ Viele Berliner lassen sich anonym beerdigen. Das ist billig und trendy
Jeder dritte Berliner legt keinen Wert mehr auf eine eigene letzte Ruhestätte. 33 Prozent lassen sich in Urnengemeinschaftsgräbern beerdigen. Mit der wachsenden Anonymität in Großstädten wird auch der Tod immer anonymer. Ab 1.900 Mark gibt es die Komplettbestattung ohne Trauerfeier. Eine herkömmliche Bestattung kann schnell bis zu 10.000 Mark kosten.
Trotzdem wählen die preiswerteste Variante des Begräbnisses nicht nur sozial Schwache. Friedhofsinspektor Bernd Baatz vom Bezirksamt Neukölln glaubt, dass die Einstellung der neuen Generation zum Tod eine andere geworden ist. Die Menschen seien einfach nicht mehr so familienorientiert wie früher. Es gäbe viel mehr vereinsamte alte Menschen.
Rüdiger Peitz, vom Verein „Begleitung“, einem bundesweit einmaligen, alternativen Bestattungsinstitut, spricht von einer „Neuorientierung der Kultur“. Viele wollten nicht mehr soviel „Tohuwabohu bei ihrer Beerdigung“. Die meisten würden das Geld lieber zu Lebzeiten ausgeben.
Auf dem Park-Friedhof in Neukölln ist Platz für 1.000 Urnen. Wer hier einmal bestattet wird, gerät bei der Nachwelt schnell in Vergessenheit. Der Name steht nur noch auf einer Karteikarte im Friedhofsamt. Um die Grabpflege kümmert sich das Friedhofsamt.
Bernd Baatz wird immer weniger so genannte Wahlgräber los. Er musste Platz für neue große Gemeinschaftsstellen schaffen. „Die Friedhofskultur verfällt“, ärgert er sich. Dabei wäre doch das einzige, was der Tote noch habe, das Gedächtnis an ihn – in Form eines Grabsteins mit seinem Namen darauf. Karen Heinrichs
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