Unterm Strich

Soll man der Welt am Sonntag (WamS)trauen? Hat sie sich unter ihrem Chef Kai Dieckmann so gemausert, dass sie zuverlässige Informationen liefert? Das ist die Frage einerseits. Andererseits, lesen Sie selbst: Der Schriftsteller Peter Handke soll Trauzeuge bei der Hochzeit eines serbischen Kriegsverbrechers gewesen sein. Dabei handle es sich um den 36-jährigen Novislav Djajic, der aus Bosnien stammt. Das Bayerische Oberste Landesgericht hatte ihn im bundesweit ersten Prozess um Bürgerkriegsverbrechen zu fünf Jahren Haft verurteilt.

Der Fliesenleger wurde für schuldig befunden, bei der Ermordung von 14 Muslimen und bei einem Mordversuch Beihilfe geleistet zu haben. Djajic hatte sich laut Urteilsbegründung als bewaffnetes Mitglied einer serbischen Bürgermiliz am 22. Juni 1992 an einem Massaker in seinem Heimatort Trnovace beteiligt. Dabei wurden 15 Muslime gefangen genommen, im Halbkreis am Eisengeländer einer Brücke aufgestellt, erschossen und anschließend in den Fluss Drina geworfen.

Handke selbst war nach Angaben der WamS für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Im Mai dieses Jahres kamDjajic frei und wurde nach Budapest abgeschoben. Von dort sei er in seine Heimat weiter gereist. Djajic habe in der bosnischen Stadt Brod inzwischen seine Verlobte Milanka in kleinem Kreis geheiratet. „Verzicht auf Strafvollstreckung bei Abschiebung“ nannte eine Sprecherin der zuständigen Bundesanwaltschaft in Karlsruhe die Entlassung aus dem Gefängnis. „Sollte Djajic nach Deutschland zurückkehren, müsste er sofort wieder ins Gefängnis“, zitierte die Zeitung die Sprecherin.

Schon in Untersuchungshaft hatte Djajic nach Darstellung des Blattes Kontakt zu Handke gesucht, nachdem er „Gerechtigkeit für Serbien“ gelesen hatte. Handke habe daraufhin die Prozessunterlagen gelesen und Djajic als „Symbolfigur des tragischen jugoslawischen Konflikts“ bezeichnet. 1998 habe er Djajic im Gefängnis besucht. In Handkes „Die Fahrt im Einbaum oder Das Stück zum Film“ trage eine Figur deutlich die Züge von Djajic.

Die Art Cologne, die zum 33. Mal in diesem Jahr stattfindet, präsentiert bis zum 14. November rund 2.500 Künstler, vertreten durch 264 Galeristen aus 18 Ländern. Die Kunsthändler hoffen wie schon in den letzten drei Jahren auf steigende Umsätze. Sorgen bereitet den Galeristen das politische Umfeld. Steuerliche Neuregelungen sollten es Sammlern leichter machen, ihren Kunstbesitz etwa an Museen zu verschenken. Schließlich kritisieren die Galeristen, dass der Bund rund 30 Millionen Mark weniger – das entspricht 20 Prozent seines bisherigen Beitrags – in die Künstlersozialkasse einzahlen will und sie im Umkehrzug zu höheren Beiträgen verpflichtet werden sollen.