piwik no script img

leben in funnyland

■ yves eigenrauch

werbung. samstag, hotel, ich. soweit so gut. bekannt. nicht in diesem fall. heute ist kein spieltag. nicht für uns. wir spielen erst morgen abend. punktspiele können dienstags oder mittwochs, in der regel aber freitags, samstags oder sonntags sein. was erzähle ich euch.

noch am morgen saß ich in unserer kabine, bereitete mich auf unser training vor. früher am morgen vermochte ich sogar zu hause die dachrinnen des hauses zu säubern. laub. bekanntlich fällt im herbst laub von den bäumen. nicht für euch, aber für mich bekannt, schiebe ich dinge gerne vor mir her; auch diese

 zum aufwärmen runden gedreht, nur dass meine runden heute nicht rund sind

besagte tätigkeit. frei nach dem motto: was du heute kannst besorgen, verschiebe besser auf morgen; jedesmal in der hoffnung, am folgenden tag an der ausführung mehr gefallen zu finden. auch jenes scheint mir ein wenig großes geheimnis zu sein. bequem bin ich.

werbung. schon trug ich meine kleidung. blauer trainigsanzug, weiße socken, tennisschuhe, weißes t-shirt mit veltins-stickerei. am morgen wie am mittag und auch abend. benenne den ausrüster: adidas. meine kumpel und ich tragen die gleichen sachen. schließlich spielen wir in einer mannschaft, zeigen dadurch, dass wir zusammengehören. auch im moment, viertel nach neun, sitze ich so gekleidet vor meinem powerbook (mac) und schreibe diese zeilen. würde ich nicht schreiben, so sähe ich fern. nicht flunkern! mit einem ohr und keinem auge höre ich zumindest dem gesprochenen zu. hin und wieder. der fernseher ist an. mein zimmergenosse, wir haben doppelzimmer, langweilt sich beim fernsehen.

werbung. ich habe mich verliebt! ich habe mich neu verliebt! donnerstag. in der nacht zuvor schlief ich schlecht, bin häufig aufgewacht, oder war ich gar wach und bin selten eingeschlafen? morgens schien die sonne. am vormittag hielt ich mich zum arbeiten in einem gelsenkirchener rehazentrum auf. koordinationsübungen, differenziertes krafttraining zur kräftigung meines rechten beines, zur stabilisierung meines knies. ist im april zum zweiten mal arthroskopisch operiert worden. details fehlen. spielen. wichtig, um eine ideale leistungsfähigkeit wiederzuerlangen. mittagessen zwischen tür und angel, zu hause. schnell. auf zum stadion, zum training. vierzehn uhr. eine größere anzahl minuten später laufe ich auf unserem trainingsplatz; zusammen mit meinen spielgefährten. zum aufwärmen werden runden gedreht, nur dass meine runden heute nicht rund sind.

werbung. in der gruppe laufe ich mal vor, mal nach hinten. nach links, drehe mich und rede irgendwelchen blödsinn. bin ausgelassen, nerve die mitspieler. nerve und ärgere sie. freue mich. während der körperübungen springe ich redend um die trainer herum, ebenso beim dehnen. wie geht das? dehnen und umherspringen? nicht nur eigentlich: gar nicht. spaß. dehnen, bewegen, springen, dehnen, spaß machen ... auch während der darauf folgenden spielformen und in dem trainingsspiel ist die begeisterung größer als sonst. toll. die nach wie vor scheinende sonne, der grüne rasen, die luft. all dies tut ein übriges tun. tut tun, was die leicht vorhandene übermüdung verstärkt.

dada. nach dem training, im vorraum zu unserer umkleidekabine, in dem die fußballschuhe ausgezogen werden, bemerke ich sprachlich das, was ich vorher sowohl im kopf wie auch im bauch gespürt habe. fußball spielen macht mächtig spaß. ich habe mich neu verliebt sagen mir beide organe.

werbung. ich habe mich verliebt. und jetzt samstag, habe ich nur darauf gewartet, dass das fernsehprogramm etwas unterhaltsames zu bieten hat. es hat. folglich ist schluss mit schreiben, muss tv gucken. im vergleich zu zu hause ist es ein luxus, aus vielen, vielleicht zwanzig programmen, das richtige aussuchen zu können. ich empfange über meine terrestrische antenne nur sechs programme. wenn man verliebt ist, ist es zu verkraften. träumt schön und glaubt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen