Ärztliche Zusammenarbeit macht die Medizin billiger

■ Krankenkassen ziehen zufrieden eine Bilanz für ihr Praxisnetz: Das Interesse der Patienten steigt, die Kosten sinken. Nur unter den Ost-Ärzten fehlt es an Begeisterung

Während auf Bundesebene die dringend notwendige Reform des Gesundheitswesens zu scheitern droht, zeitigt ein Berliner Modellprojekt erste Erfolge: Das „Praxisnetz Berliner Ärzte“ hat im vergangenen Jahr 633.000 Mark eingespart. Damit war die Versorgung der PatientInnen im Praxisnetz um 4,3 Prozent günstiger als die vergleichbarer Versicherter. Dieses Ergebnis haben gestern die Techniker Krankenkasse (TK) und die Betriebskrankenkassen (BKK) vorgestellt, die das Modellprojekt initiiert und mit dem Segen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) umgesetzt haben.

Die Kassen gaben allerdings ihre Ersparnisse gleich wieder aus: Die beteiligten Versicherten erhielten jährliche Prämien von bis zu 120 Mark, die beteiligten ÄrztInnen wurden besser vergütet.

Am Praxisnetz beteiligen sich inzwischen 18.000 TK- und BKK-Versicherte und etwa 590 Ärzte verschiedener Fachrichtungen, die in regionalen Teams zusammengefasst sind. Mit ihrem Beitritt verpflichten sich die Versicherten, im Krankheitsfall NetzärztInnen aufzusuchen. „Fremdgehen“ ist den PatientInnen erlaubt – und wird von 60 Prozent auch gemacht. „Das muss verbessert werden“, forderte gestern KV-Geschäftsführer Dusan Tesic. Zwischen den ÄrztInnen eines Teams sollen bessere Information und Kommunikation Doppeluntersuchungen vermeiden. Durch Hausbesuche und eine tägliche Bereitschaft bis 22 Uhr sollen zudem unnötige Krankenhauseinweisungen verhindert werden. So werde gespart und die PatientInnen gleichzeitig besser versorgt, betonten die Vertreter der Krankenkassen.

Besonders aber lobten sie ein neues Abrechnungsverfahren, das die Kassen gemeinsam mit der KV für das Praxisnetz einführten. Während es bislang getrennte Finanztöpfe für niedergelassene ÄrztInnen, Krankenhäuser und Arzneimittel gibt, sind diese für das Praxisnetz jetzt zu einem zusammengefasst. Das hört sich einfach an, ist aber für das deutsche Gesundheitswesen eine kleine Revolution. Der Vorteil: Die ÄrztInnen haben das Gesamtbudget im Kopf und können Behandlungen über die verschiedenen Bereiche hinweg steuern, ohne für Kostenverlagerungen bestraft zu werden. „Einsparungen im Krankenhausbereich zum Beispiel, die aufgrund eines verbesserten ambulanten Angebots zustande kommen, fließen an die Ärzte zurück“, erläuterte Axel Wald, Chef des Landesverbandes der BKK Ost.

Während das Interesse der PatientInnen am Praxisnetz nach einigen Anlaufschwierigkeiten langsam steigt, gibt es noch Probleme mit den ÄrztInnen in einigen Ostbezirken. Während sich in Neukölln 77, in Spandau 46 ÄrztInnen am Praxisnetz beteiligen, sind es in Prenzlauer Berg nur 7, in Pankow 5. Sabine am Orde