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Wie in einem dieser Filme ...

■  Das amerikanische Vorbild wird sichtbar, bleibt aber unerreicht: RTL versucht sich als Kinderschreck – mit dem Slasher-Film „Schrei – denn ich werde dich töten!“ (20.15 Uhr)

Gäbe es nicht diesen amerikanischen Wunderknaben namens Kevin Williamson, man hätte den Film als achtenswerten Versuch registriert, das derzeit populäre Thriller-Genre auf deutsches Fernsehfilmniveau zu übertragen. So aber ruft jede Szene Erinnerungen an die Vorbilder wach. Drehbuchautor Kai Meyer bedient sich des vorgegebenen Musters mit dem Handlungsprinzip „Zehn kleine Teenagerlein“, ihm fehlen aber das Geschick und die Finesse, die die Slasher-Filme eines Williamson auszeichnen.

Bekannt wurde Williamson durch die Drehbücher für „Scream“ und „Scream 2“, für „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ und als Schöpfer der Teenager-Serie „Dawson's Creek“. Sein Regiedebüt „Tötet Mrs. Tingle“ startet am Donnerstag in den deutschen Kinos.

Nun ist Williamson keineswegs der große Neuerer des Horrorfilms. Ironie und kokettes Spiel mit den Genrekonventionen gab es lange vorher, in Filmen, die hier zu Lande nur in Videotheken oder auf B-Kanälen auffindbar sind. Williamson allerdings bearbeitet die bekannten Versatzstücke auf hohem Niveau. Insbesondere verfügt er über das Talent, sich auf die Gedanken- und Erlebniswelt seiner jungen Protagonisten einzulassen. Deren Wahrnehmungen bestimmen die Perspektive seiner Drehbücher. Deswegen ist „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ eben nicht nur ein Thriller, sondern auch ein Film über eine Phase des Umbruchs im Leben junger Menschen, mithin über das Erwachsenwerden.

Ein weiteres Qualitätsmerkmal sind Williamsons wirklichkeitsgetreue, mundgerechte Dialoge. Genau da liegen die Unterschiede zu Kai Meyers matten deutschen Imitation: Die gleichfalls jugendlichen Hauptfiguren scheinen aus einer Daily Soap entliehen, sie agieren hölzern, und wenn sie altklug daherreden, hört man das Papier nur so rascheln. In „Scream“ oder „Dawson's Creek“ pflegen einzelne Charaktere ihre Kinoerfahrungen heranziehen, um Krisensituationen und Konflikte zu bewältigen. Hier hingegen wird zweimal ohne erkennbaren Bezug zur Interessenlage der Figuren der Klassiker „Psycho“ angesprochen, der kaum zum Kanon dieser Altersgruppe gehört. Ansonsten ist mit Sätzen zu rechnen wie „Ich glaub', das wird jetzt wie in einem dieser Filme ...“ – ungeschickter geht es kaum.

Die Ausgangssituation ist klassisch, wirkt hier aber gekünstelt: Während der Abiturfeier in einer abgelegenen, von sämtlichen Lehrern verlassenen (!) Schule wildert ein Maskierter unter den Partygästen. Der eigentliche Reiz des stets gleichen Schemas besteht darin, Verdachtsmomente zu streuen, eine Atmosphäre des Misstrauens unter den Beteiligten zu schaffen. Flüssige Inszenierungen sind nötig, um über die Irreführungen des Publikums hinwegzutäuschen, die es braucht, um die Identität des Täters so lang wie möglich zu verschleiern. Auch hier versagt die deutsche Produktion: Kaum wird eine Figur ernstlich belastet, holt sie der Mörder auch schon vom Spielfeld.

Während die Urheber der Originale die Medienerfahrungen ihres Publikums als Bildungsgut ernst nehmen, scheinen die RTL-Produzenten eher auf Unwissenheit zu bauen. Das mag für gewisse Teile der Zuschauerschaft zutreffen – für die anvisierte Zielgruppe aber wohl kaum. Harald Keller

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