: HSV: Jeder übernimmt die Hälfte
■ Verein und Deuteron sollen sich bei Bezahlung des Stadionbaus nähergekommen sein. Heute wird noch einmal weiterverhandelt
Der Hamburger SV und sein Stadion – heute geht es in die nächste Runde. Die Kontrahenten: In der blauen Ecke der Bauunternehmer Andreas Wankum und seine Firma Deuteron. In der roten Ecke: Der Aufsichtsrat des HSV um seinen Vorsitzenden Jürgen Hunke, der gleichzeitig Chef der Hamburger Statt Partei ist und früher ein eher glückloser HSV-Präsident war.
Mindestens 15 Runden sind da schon ausgeboxt, nach dem gestrigen Treffen im Hotel Elysée war zumindest von einer „freundlichen Gesprächsatmosphäre“ die Rede. Zu mehr Kommentierungen wollten sich die Beteiligten aber nicht hinreißen lassen. „Die ganze Sache ist zu heikel, um jetzt schon an die Öffentlichkeit zu gehen“, ließ Hunke kundtun.
Umstritten ist nach wie vor die Endfinanzierung des Volksparkstadions. Deuteron hatte sich verpflichtet, die Fußballarena für 159 Millionen Mark zu bauen. Durch Terminverzögerungen – unter anderem verursacht durch säumige Geldzahlungen an Handwerksbetriebe, die beim Stadionbau beteiligt waren – wird das Stadion jetzt jedoch wenigstens 13 Millionen Mark teurer. Gestern sickerte durch, dass sich Wankum und HSV bei dem Thema zumindest näher gekommen seien. Wie es hieß, sollen sich beide Seiten gestern schon einmal drauf geeinigt haben, die 13-Millionen-Summe gemeinsam zu tragen. Sowohl Wankum als auch der Verein sollen 6,5 Millionen Mark übernehmen. Auch über den Grundsatz, das Stadion zusammen zu Ende zu bauen, herrsche Einigkeit.
Da aber laut Sportchef Holger Hieronymus noch Punkte offen sind, wird heute weiterverhandelt. Neben Hieronymus und Hunke wird auch der Finanzleiter des Vereins, Cay Dingwort, daran teilnehmen.
Hunke hatte auch den Senat aufgefordert, bei der Finanzierung der Kostenlücke mitzuhelfen. Das hat Bürgermeister Ortwin Runde allerdings gestern schon als absurd abgebockt. Gegenüber der Hamburg Welle des NDR vermutete Runde, Hunke wolle sich mit dieser Forderung lediglich ein bisschen wichtig machen und seine politischen Ambitionen fördern.
Der frühere Bauleiter des Stadions, Siegfried Greve, macht zwischenzeitlich weiter mit seiner Tour, auf Wankum einzudreschen. „Für Deuteron mag niemand mehr arbeiten“, warf er dem Unternehmen vor. Handwerker hätten zu schlechte Erfahrungen mit Deuteron gemacht und warteten teilweise immer noch auf ihr Geld. Ein Vorwurf, den Greve schon wiederholt geäußert hat. Wankum habe als Bauleiter keine Ahnung, fuhr er gewohnt schweres Geschütz auf.
HSV-Präsident Werner Hackmann, der sich in der vergangenen Woche einer Lungenkrebs-Operation unterziehen musste, soll heute das Krankenhaus wieder verlassen können. Hackmann will in gut sechs Wochen die Amtsgeschäfte als kommissarischer HSV-Chef übernehmen. Bei der morgigen Bilanz-Pressekonferenz des Vereins wird er von Hieronymus und Dingwort vertreten. aha
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