: Strom von Greenpeace
■ Umweltschützer wollen saubere Energie raus aus der Nische bringen
Hamburg (taz) – Auch Greenpeace verkauft jetzt Ökostrom. Wie die Umweltorganisation gestern in Hamburg mitteilte, sollen VerbraucherInnen ab dem 1. Januar 2000 bundesweit ihren Strom von der als Genossenschaft organisierten „Greenpeace energy“ beziehen können.
Greenpeace war unzufrieden darüber, dass bisher nur wenige KundInnen von der Möglichkeit Gebrauch machten, ihrem Atomstromversorger zu kündigen. Es gebe Anbieter, die seit einem halben Jahr auf dem Markt seien und gerade 60 bis 70 Kunden hätten, sagte Greenpeace-Energieexperte Roland Hipp.
Um den Ökostrom endlich raus aus der Nische zu bringen, hat sich Greenpeace entschieden, das Gewicht seines Namens zu nutzen. Das Ziel ist ehrgeizig: Greenpeace geht davon aus, dass im ersten Jahr 5.000 Kunden gewonnen werden können. In drei Jahren sollen es 10.000 sein, und die Genossenschaft soll schwarze Zahlen schreiben.
Als Antwort auf die ersten Mailings seien in den vergangenen drei Tagen bereits mehr als 500 Verträge unterschrieben zurückgekommen. Der Strom von „Greenpeace Energy“ soll zu mindestens 50 Prozent aus Wind, Wasser, Sonne und Biomasse erzeugt werden, der Rest mit gasbetriebenen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen. Mindestens ein Prozent soll mit Photovoltaik produziert werden. Bei diesem Mix fielen zwei Drittel weniger Kohlendioxid an als beim herkömmlichen Strom und natürlich kein Atommüll.
Greenpeace garantiert außerdem, dass der saubere Strom zeitgleich mit dem Verbrauch ins Netz gespeist wird. Damit könnten sich VerbraucherInnen von den alten Energieversorgern real verabschieden, sagte Sven Teske von Greenpeace. Alles andere seien nur Schreibtischgeschäfte, die dem Markt nichts brächten, sagte Johannes van Bergen, von den Stadtwerken Schwäbisch Hall, die Kooperationspartner von „Greenpeace Energy“ sind.
Das Angebot hat seinen Preis: Der Strom wird 34,95 Pfennige pro Kilowattstunde kosten. Dazu kommen 9,90 Mark Grundgebühr im Monat und ein Messpreis des Stromnetzbetreibers von 65 Mark im Jahr. Ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt werde 20 Mark, ein Single-Haushalt zehn Mark im Monat mehr bezahlen, rechnet Greenpeace vor.
Gernot Knödler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen