Würfeln, Pokern und Wetten

■ Rappeln im Karon: Das 5. „Hamburger Fest der Spiele“

Am Sonntag lädt der Rieckhof zum 5. „Hamburger Fest der Spiele“. Eine Gelegenheit, nicht nur Gewinnen entgegenzufiebern, sondern auch Spieleautoren und –verlegerinnen kennenzulernen.

Zum Beispiel das Café DaVinci in der Gärtnerstraße. An den Wänden stapeln sich Spielekartons. Zwischen Eisbechern rollen Würfel über die Tische. Es wird gejuchzt und hämisch gelacht. Zwischen den Bestellungen malt die Kaffeehaus-Besitzerin Schmetterlinge auf Spielkarten, über hundert müssen es werden. Heike Passarge verlegt Spiele, fünf sind bisher im DaVinci-Verlag erschienen. Jedes ein finanzielles Wagnis, das mit viel Handarbeit niedrig gehalten werden muss: eine Taktik der Kleinstverlage. Die neuerdings zusammenhalten. Abseits von Ravensburger formiert sich eine Spieleautorenszene, als deren Brutstätte dieses Eimsbüttler Café gelten muß. Vor einem Jahr haben sich hier dreißig kreative Einzelgänger aus Hamburg und dem ganzen Bundesgebiet zur „Spiele-Hanse“ zusammengeschlossen. Eins ihrer Ziele: „Menschen gemeinsam an einen Tisch zu bringen und nicht einsam vorm Computer sitzen zu lassen.“ Vom Spielemachen leben kann fast keiner von ihnen, alle haben einen Hauptberuf: Lehrer, Schiffbauer, Taxifahrer. Zwischen dem dritten und vierten Cappucchino planen die Netzwerker einen gemeinsamen Katalog und feiern kleine Erfolge.

Wie den von Christoph Cantzler. Dem gelernten Grafiker erging es wie fast allen Jungautoren: hoffnungsvoll präsentierte er seine Idee den Großen der Branche. Doch schon das Spielfeld von Eins Zwei Dreikäsehoch war zu lang für den Normkarton. Die stereotype Antwort: „passt nicht in unser Programm“. Heike Passarge kennt keine Formatprobleme, für jedes Spiel werden sowieso spezielle Lösungen ausgetüftelt. Cantzlers Spiel geht gut bei ihr. Über die Er-finder weiß sie, dass „das Bastler sind. Von denen hat niemand die kaufmännische Ahnung, wie man ein Spiel heraus bringt.“ Sie sind auf risikobereite Kleinverlage angewiesen.

Eigentlich sollte das erste DaVinci-Spiel das einzige bleiben. Aus Jux entwarf Götz Vincentz Normal ist das nicht zum zehnjährigen Café-Jubiläum. Zehntausend Stück wurden gedruckt. Und verkauft. Anfänger-Glück, das zur Gewohnheit wurde. Inzwischen beraten die „DaVincis“ den Autorennachwuchs. Kontakt zum Publikum suchen, lautet einer ihrer Tips.

Deshalb wird Götz Vincentz im Rieckhof mit Esperanca ganze Familien nach Gold vor den Kapverden tauchen lassen. Und Christoph Cantzler wird sein jüngstes Werk dem Gäste-Test unterziehen. Hier können Neugierige ausprobieren, wonach sie in den Regalen der Kaufhäuser vielleicht vergeblich gesucht haben. Eine Spielpartner-Börse führt auch einzelne Gäste zusammen. Wer ein gut erhaltenes Spiel spendet, darf den ganzen Tag umsonst würfeln, pokern und wetten. Christiane Zwick

Sonntag, Hamburger Fest der Spiele, Kulturzentrum Rieckhof, Rieckhofstr. 12, 10 – 18 Uhr