: Ein Männerberuf macht arbeitslos
Frauen, ergreift technische Berufe!, heißt es immer wieder. Eine neue Studie zeigt, dass Frauen mit „geschlechtstypischer Studienfachwahl“ besser fahren ■ Von Barbara Dribbusch
Berlin (taz) – Der Slogan wird seit Jahren wiederholt: Frauen, ergreift technische Berufe! Wenn Frauen endlich aufhören würden, sich immer nur den typisch „weiblichen“ Studien wie Germanistik oder Kunstgeschichte zu widmen und sich stattdessen mehr für Technik erwärmen könnten, dann fänden sie auch leichter einen Job. So das gängige Klischee.
Die Wirklichkeit sieht anders aus: Frauen sind häufiger arbeitslos – gerade wenn sie ein „Männerfach“ studiert haben. Dies ergibt sich aus einer Studie, die das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsbildung (IAB) jetzt veröffentlicht hat.
Laut den Ergebnissen der Studie liegt die Arbeitslosenquote bei Elektroingenieurinnen höher als bei Germanistinnen und Anglistinnen, nämlich bei 14,6 Prozent gegenüber 6,2 Prozent. Während in den Kultur- und Medienberufen 7,6 Prozent der Frauen keinen Job hatten, waren es in den Ingenieurberufen 10,6 Prozent. Auch in den Naturwissenschaften suchten 9,6 Prozent der Frauen einen Job, so das Ergebnis der Studie.
In allen akademischen Berufen hatten es die Männer leichter, einen Job zu finden. Die Quoten zwischen Männern und Frauen klafften jedoch gerade in den Ingenieurberufen, aber auch in der Informatik und in der Medizin besonders weit auseinander. Hier sind die Arbeitslosenquoten der Frauen etwa doppelt so hoch wie die der Männer. Im Bereich Kultur und Medien liegen die Frauen-Erwerbslosenquoten dagegen nur anderthalbmal so hoch wie bei den Männern.
Die allgemein höhere Arbeitslosigkeit der Akademikerinnen werde in der öffentlichen Diskussion vielfach mit „geschlechtstypischer Studienfachwahl“ in Verbindung gebracht, heißt es in der Studie. Frauen entschieden sich häufiger für „brotlose“ Fächer etwa in den Geisteswissenschaften, anstatt sich „zukunftsträchtigen“ Fächern etwa im Bereich der Ingenieurwissenschaften zuzuwenden, so die allgemein verbreitete Ansicht. Die Studie ergibt jedoch, dass „eine geschlechtsuntypische Studienfachwahl“ Frauen keineswegs vor „erhöhter Arbeitslosigkeit“ schützt.
In der betrieblichen Wirklichkeit der „Männerberufe“ bevorzugten Arbeitgeber häufig Männer, besonders wenn es um die Besetzung von Führungspositionen gehe, glaubt Monika Schmitz vom Deutschen Akademikerinnenbund in Heilbronn. Die Unternehmensleitungen hätten mitunter Bedenken, ob beispielsweise eine Ingenieurin von den Facharbeitern im Betrieb akzeptiert würde. „Da gibt es viele Vorbehalte.“
In den technischen Berufen gebe es zudem noch keine Unternehmenskultur, die auch die Bedürfnisse der Frauen berücksichtigt. Schmitz nennt als Beispiel eine Projektingenieurin in einem Heilbronner Betrieb für Steckverbindungen, die nach einer kurzen Babypause gerne Teilzeit in ihrer Firma arbeiten wollte. Bisher ohne Erfolg – „obwohl in den regionalen Zeitungen Stellen für Projektingenieure ausgeschrieben sind“.
Die IAB-Forscherinnen schlüsselten für die Studie Arbeitslosenzahlen von 1995 auf. Im Zeitvergleich mit früheren Jahren ergab sich, dass sich die Unterschiede in der Arbeitslosigkeit zwischen den Geschlechtern immerhin leicht vermindert hatten.
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