: Leonider Sternschnuppen-Cocktail fürs Spielcasino
■ Sternschnuppen bringen Glück. Auch im Spielcasino, auf dem Lottoschein, beim Poker?
Wenn denn nur das Wünschen etwas helfen würde! Nach so vielen Sternschnuppen, nach unzähligen Stoßgebeten gen Himmel sollte für den Rest der Woche Hochsaison sein bei den professionellen Glücksbringern in Lotto-Annahmestellen und Spielcasinos.
Doch bei der Spielbank Hamburg weiß man noch gar nichts von der kostenlosen Werbung am Firmament: „Das ist ja eine tolle Anregung!“, freut sich die Pressesprecherin Windberger. „Wir müssen uns was einfallen lassen, einen Sternschnuppen-Cocktail zum Beispiel.“ Aber, schränkt sie rasch ein, sich beim Fallen einer Sternschnuppe etwas zu wünschen gehöre doch in den Bereich des Aberglaubens, während es beim Glücksspiel strikt nach den Regeln Fortunas gehe. „Wir können natürlich nur hoffen, dass an einem solchen Tag, nachdem viele Sternschnuppen gefallen sind, die Leute sich sagen, heute ist ein Glückstag, und zahlreich kommen.“
Ihr Kollege Mathias Reineke meint: „Wenn ich so eine besonders helle Sternschnuppe sehen würde, was würde ich machen? Na, so ein stilles Stoßgebet für die Deutsche Poker-Meisterschaft. Denn da werde ich teilnehmen.“ Natürlich gebe es einen Zusammenhang zwischen den Sternschnuppen aus dem Sternbild des Löwen und dem Poker-Spiel. „Pokerspieler sind sehr abergläubische Menschen. Das Pokerspielen beinhaltet ja auch den Glauben an sich selbst, an Merkfähigkeiten, an Menschenkenntnis, an die eigene Überlegenheit – typisch Löwe. Poker heißt immer einer gegen alle, da treffen dreißig Löwen aufeinander, die in zwei Stunden versuchen, sich gegenseitig aus dem Feld zu werfen. Am Ende bleibt einer übrig – der König der Löwen.“
Sein Kollege Hampel, der an den Spieltischen arbeitet, sieht die Angelegenheit indes mit hanseatischer Nüchternheit. „Klar, als Kind hat man sich da was gewünscht, aber heute sehe ich da keinen Zusammenhang.“ Die Bank wird nicht geknackt, steht für ihn schon fest: „Das schaffen Sie nicht.“
Der Wunsch nach Glück ist der Treibstoff für Institutionen wie die Spielbank. Aber er ist natürlich nicht zu fassen, so wenig wie eine Lichtspur, die über den Himmel saust. „Wir raten den Leuten, ihrem Gefühl zu folgen. Es gibt diese Glückssträhnen, oder es gibt Anfängerglück. Letztlich bleibt gewiss: Jede Zahl kommt irgendwann, das ist einfach eine mathematische Regel“, sagt sie.
Wie geht man als Croupier mit dem Streben nach Glück um? „Wir können die Leute nur ermuntern und ihnen sagen: Wir drücken die Daumen. Oder: Hoffentlich kommen Ihre Zahlen“, sagt Hampel. Es gebe natürlich Spielerangewohnheiten – etwa dass nach einer 23 die sogenannte Bockzahl, die 32, gesetzt wird, oder die Quersumme. „Da sagen wir nur: Jetzt kommt bestimmt die 32.“
Auffällig sei aber, dass bei Vollmond die BesucherInnen der Spielbank nervöser seien, lauter und aggressiver, und dass sie anders spielten als sonst. „Sie melden sich öfters mal verkehrt und beanspruchen Stücke, die sie nicht gesetzt haben.“ Aber mit den Sternschnuppen, das habe er gar nicht gewusst. Pech für ihn.
Abergläubisch wollen weder Windberger noch Hampel sein. Dennoch: „Bei Sternschnuppen würde ich mir auch was wünschen“, sagt sie.
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