: Die Fischstadt im Netz
■ Die Bremerhaven-Seiten im Internet (www.bremerhaven.de) werden seit heute als „Public Private Partnership“ von der Stadt und der Privatfirma mcb betrieben
Was in Bremen derzeit für Diskussionsstoff sorgt, haben die Bremerhavener einfach gemacht: Seit heute ist die offizielle Internet-Seite Bremerhavens nicht mehr alleine eine Sache der Stadt, sondern auch der Privatfirma „multimedia-centrum bremerhaven“ (mcb). Die mcb gehört zu gleichen Teilen den Bremerhavener Stadtwerken, der Sparkasse und der Nordsee-Zeitung. Im Vertrag für das Public Private Partnership einigte man sich darauf, dass die Stadt für die Inhalte verantwortlich bleibt und die Rechte an www.bremerhaven.de behält. Die Vermarktung der Internet-Seiten aber wird ab heute an die mcb abgetreten – einschließlich der Gewinne, die eines Tages vielleicht durch Online-Verkauf und Banner-Werbung eingefahren werden können.
Anders als in Bremen ist in Bremerhaven lange klar, welche private Firma den Zuschlag bekommt. Die „Telematik-Initiative“ baute in den letzten zwei Jahren mit einem Landeszuschuss von 480.000 Mark die Seiten aus und entwickelte ein Konzept, was auf den Seiten zu finden sein soll. Neben Ocean-Park und Unternehmens-Datenbank, Behördenwegweiser, Fahrplänen, Müllkalendern oder einem Link zur Nordseezeitung (ab 1. Dezember 1999 im Internet) findet sich auch „der neue Bremerhaven-Shop für ihren Einkauf“ unter den anklickbaren Seiten. Um sich durch das Dickicht von 4.000 Internet-Seiten navigieren zu können, ist auf der Startseite eine Suchmaschine aufgebaut worden.
In der Telematik-Initiative ist Bremerhavens Multimedia-inte-ressierte Community zusammengeschlossen. Unter den rund 40 Mitgliedern finden sich neben kleinen und mittleren Unternehmen auch Einrichtungen wie die Telekom, die Sparkasse, das Alfred Wegener Institut, das mcb oder die Hochschule Bremerhaven. Kurz: Alle, die sich früher oder später ein Geschäft im Internet erhoffen.
Als einziger ernst zu nehmender Bewerber um die Domain blieb offenbar letztendlich nur die Firma mcb. „Wir gehen davon aus, dass wir fünf Jahre investieren müssen, bevor wir einen Gewinn machen können“, sagt mcb-Geschäftsführer Ralf Dammrose. Die Stadt profitiere von der Lösung, da sie wenig Geld für die Pflege des Internet-Angebots ausgeben müsse, da nun gewährleistet sei, dass sich die Seiten professionell weiterentwickeln können und da jetzt eine enge Verzahnung mit der lokalen Wirtschaft gewährleistet sei. Doch auch der mcb ist klar: Die Bürger sind der Schlüssel zum Erfolg. Sie müssen sich mit eigenen Inhalten in die Seiten einbringen können – sonst bleibt das Angebot eine Totgeburt. Geplant sind deswegen Diskussionsforen und Chatrooms, in denen die Netzgemeinde Gedanken und Gedöns austauschen kann.
Mit der Ausrichtung von www.bremerhaven.de bekommen zwei bereits bestehende Angebote für die Nordregion im Netz Konkurrenz: Auch bei www.der-norden.de und bei www.shopping-im-norden.de kann Online eingekauft werden, können Vereine ihre Termine ins Netz stellen. Die Bremerhavener Firma „SeeYou“ bietet beide Dienste an und wäre wohl der einzig ernsthafte Konkurrent für mcb bei der Ausschreibung um bremerhaven.de gewesen. Doch man verzichtete. Schließlich kennt man sich aus der Telematik-Initiative. Und versprochene Sache ist, dass auch Kleinfirmen durch Unteraufträge von dem neuen Public-Private-Partnership profitieren werden.
ChrisDowe§aol.com
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