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■ Änderung der Prioritäten: Von Repression zu Information und Prävention

Das „Office of Drug Control and Crime Prevention“ (ODCCP) der Vereinten Nationen wurde Ende der 80er-Jahre ins Leben gerufen, fand aber die ersten Jahre zu keiner konsensfähigen Strategie, vor allem wegen der politischen Dominanz der USA. Seit Mitte der 90er-Jahre änderte sich der Ansatz, speziell seit 1996 der italienische Soziologe und ehemalige stellvertretende Vorsitzende der Antimafiakommission, Pino Arlacchi (49), zum Leiter der ODCCP bestellt wurde. An die Stelle der vormals überwiegenden Repression (Kriminalisierung der Konsumenten, gewaltsame Zerstörung der Anbauflächen) ist nun eine flexiblere Strategie getreten, die Überzeugungsarbeit und Vorbeugung neben und möglichst vor polizeiliche Maßnahmen stellt.

Konsequenterweise werden daher die Finanzmittel der in Wien ansässigen Behörde inzwischen zu drei Vierteln für Prävention und Information eingesetzt, die reine Repression spielt eine immer geringere Rolle. In Europa, speziell in Deutschland, wird dieser Neuansatz der Behörde allerdings erst sehr langsam zur Kenntnis genommen.

Im nebenstehenden Interview vermeldet Arlacchi erstmals sichtbare Erfolge dieser Strategie und greift damit den verbreiteten Mythos von der Unüberwindbarkeit des Drogenproblems an.

Arlacchi gilt seit den 70er-Jahren als der erfahrenste Forscher Italiens auf dem Gebiet der Mafia und des Drogenhandels. Seit den 80er-Jahren diente er der Antimafiakommission des italienischen Parlaments als Berater, später war er, für die Linksdemokraten zum Abgeordneten gewählt, stellvertretender Vorsitzender der Kommission. Als die siegreiche Mitte-links-Koalition 1996 bei einem Kuhhandel den Vorsitz dieser Kommission nicht, wie vereinbart, ihm gab, zog sich Arlacchi aus der Politik zurück, bis ihn der Ruf nach Wien ereilte. rai

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