: Russen feuern auf Ziele in Georgien
■ Angriff auf Dorf und Grenzposten. Truppen setzen Vormarsch in Tschetschenien fort. UN-Vertreterin reist heute ins Krisengebiet
Tiflis/Moskau/Grosny (dpa/AFP) – Russische Kampfhubschrauber haben gestern eine Siedlung in Georgien sowie einen georgischen Milizposten an der Grenze zur benachbarten Kaukasus-Republik Tschetschenien angegriffen. Das bestätigte der Kommandeur der Grenztruppen, General Waleri Tschcheidse, in Tiflis. Bei dem Angriff der drei Kampfhubschrauber vom Typ Mi-24 auf das Dorf Schatili, knapp fünf Kilometer hinter der Grenze, habe es zahlreiche Opfer gegeben. Nähere Angaben lagen zunächst nicht vor. Die Grenze zu Georgien ist die einzig noch offene Verbindung in den Süden Tschetscheniens.
Derweil setzten Russische Truppen in Tschetschenien ihren Vormarsch nach eigenen Angaben fort. Von Westen her rückten sie noch näher an die Hauptstadt Grosny heran, meldete die Agentur Interfax unter Berufung auf das russische Kaukasus-Hauptquartier in Mosdok. Der Vormarsch der russischen Einheiten war am Vortag ins Stocken geraten, da die Luftunterstützung wegen schlechten Wetters ausfiel.
Unterdessen informierte sich die UN-Flüchtlingskommissarin Sakao Ogata bei einem Treffen mit Außenminister Igor Iwanow über die Lage der mehr als 210.000 tschetschenischen Flüchtlinge im Kaukasus.
Die Leiterin des UNHCR wollte heute in das Krisengebiet fliegen. Sie wolle sich einen „genaueren“ Überblick über die Situation in Tschetschenien verschaffen, sagte Ogata nach einer Unterredung mit Iwanow. Dabei werde sie auch die vom russischen Militär kontrollierten Gebiete besuchen. Iwanow warf dem Westen eine verzerrte Sicht der Lage in Tschetschenien vor. Er äußerte die Hoffnung, dass der Besuch Ogatas im Kaukasus dazu dienen werde, der internationalen Gemeinschaft einen besseren Überblick über die humanitäre Situation zu vermitteln. Im Westen herrsche der Eindruck vor, die „tschetschenischen Kämpfer“ seien Opfer, sagte der Außenminister.
Nach Angaben des stellvertretenden Leiters der russischen Einwanderungsbehörde, Juri Biragow, ist die Situation der Flüchtlinge „unter Kontrolle“. Moskau müsse notgedrungen gegen die „Terroristen in Tschetschenien“ vorgehen und das bringe bedauerlicherweise humanitäre Probleme mit sich, sagte er im Fernsehsender ORT.
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