: Taxi in die Arbeitslosigkeit
Sieben UKE-Pförtner wegen des Verdachts der Bestechlichkeit suspendiert. Vorwand für Umstellung auf privaten Wachdienst? ■ Von Kai von Appen
Sieben Angestellte der Hauptpforte Martinistraße am Universitätskrankenhaus Eppendorf (UKE) sind vom Dienst suspendiert worden. Sie sollen nach taz-Informationen fristlos gefeuert werden. Ihnen wird Vorteilnahme und Bestechlichkeit vorgeworfen. Das Dezernat Interne Ermittlungen (DIE) hat inzwischen die Ermittlungen übernommen. UKE-Sprecherin Marion Schafft wollte die Rausschmisse nicht bestätigen. „Wir haben den Vorgang dem Dezernat übergeben“, so Schafft, „und warten erst mal ab, was die ermitteln.“
Nach Angaben von Staatsanwaltschaftssprecher Rüdiger Bagger wird den Männern zur Last gelegt, einen „kleinen Kreis von Taxifahrern“ bei „lukrativen Fahrten“ begünstigt und über Handy angerufen zu haben. Dies verstößt jedoch gegen eine interne UKE-Dienstanweisung, bei Bedarf den gegenüberliegenden Taxistand zu informieren. Für ihre Gefälligkeiten gegenüber den ausgewählten Taxifahren hatten die Pförtner nach taz-Informationen gelegentlich einen Heiermann (fünf Mark) entgegengenommen. Bagger: „Fünf oder zehn Mark oder zehn Prozent des Fahrpreises. Wir stehen noch ganz am Anfang der Aufklärung.“
Herausgekommen ist der kleine Nebenverdienst laut Schafft aufgrund von Hinweisen im April dieses Jahres, so dass die kaufmännische Leitung der Klinik das DIE „um Aufklärung“ gebeten habe. „Ob das interne Hinweise waren oder ob sie von Taxifahrern kamen“, sagt Schafft, „ist mir nicht bekannt.“
Am vergangenen Mittwoch durchsuchte das DIE die Diensträume, Privatwohnungen und Privatfahrzeuge der Pförtner. Bei ersten Vernehmumgen präsentierten die Fahnder den beschuldigten Anruf- und Abhörprotokolle von Telefonaten. Woher die Gesprächsprotokolle kamen, kann sich Bagger nicht erklären: „Wir haben keine Telefonüberwachung angeordnet.“
Insider des UKE sehen zwar in dem Verhalten der Männer ein Vergehen, dennoch halten sie das harte Vorgehen für überzogen. Sie vermuten andere Hintergründe. Der Anwalt der Beschuldigten, Jan Ruge, vermutet: „Hier wird auf dem Rücken der Beschäftigten versucht, ein privates Unternehmen einzuschalten.“ Denn schon mehrfach, so ist zu hören, habe die kaufmännische Leitung versucht, diese „klassischen Stellen von Schwerbehinderten“ abzubauen und stattdessen den privaten Sicherheitsdienst „Hamburg Wacht“ zu engagieren. Ruge: „Das UKE nützt jede Chance, die sich irgendwie bietet, Personal rauszubekommen.“
Die für die Uni-Klinik zuständige Wissenschaftsbehörde gibt sich zurückhaltend. Sprecherin Sigrun Nickel: „Das ist eine betriebseigene Angelegenheit des UKE.“ Nickel attestierte der Klinik-Leitung jedoch „korrektes Verhalten“. Es sei „ein richtiger Schritt, die Staatsanwaltschaft einzuschalten.“
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