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SPD-Chef auf Jobsuche

■ Strieder fürchtet sanfte Entsorgung

Umweltsenator Peter Strieder (SPD) will sich im parteiinternen Postenschacher nicht auf den bloßen Posten des Landesvorsitzenden abschieben lassen. Ratschläge aus der eigenen Partei, nach denen er sich ohne ein Amt in Senat oder Fraktion besser auf die Erneuerung der Berliner SPD konzentrieren könne, bezeichnete Strieder am Rand der gestrigen Parlamentssitzung als „sanfte Art der Entsorgung“. Der unbezahlte Posten des Parteichefs sei „kein Job“, sagte Strieder auf die Frage, ob er daneben einen zweiten Job als Senator oder Fraktionsvorsitzender anstrebe.

Zuletzt hatte sich abgezeichnet, dass die SPD im neuen Senat wahrscheinlich nur drei Ressorts beanspruchen kann. Dadurch waren Strieders Chancen auf einen neuerlichen Einzug in die Landesregierung gesunken, weil Arbeitssenatorin Gabriele Schöttler, Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing und der bisherige Fraktionschef Klaus Böger als Favoriten für die Kabinettsposten gelten.

Strieder wies gestern jedoch den nahe liegenden Gedanken von sich, dass er bei einem Verzicht auf seinen Senatorensessel an die Spitze der Fraktion treten könne. Offenbar hat der SPD-Chef seine Senatsambitionen noch nicht aufgegeben. Strieder warnte davor, die jüngsten Senatsspekulationen bereits für bare Münze zu nehmen, nach denen die CDU sein Wunschressort Bauen, Verkehr und Stadtentwicklung übernehmen könnte. Die SPD werde sich nicht auf „Mangelressorts“ abdrängen lassen.

Strieders Streben nach einem Führungsjob in Regierung oder Parlament gleicht einem Kampf ums politische Überleben. Denn der Posten des Vorsitzenden gilt in der traditionell führungsschwachen Berliner SPD als wenig einflussreich. Strieder ist bereits der 14. Parteichef seit 1945. Mit Ausnahme des Nachkriegsvorsitzenden Franz Neumann konnte sich kein Landeschef ohne Regierungsamt länger als vier Jahre auf dem Posten halten. Auch Strieders Wiederwahl im nächsten Frühjahr gilt nicht als sicher. rab

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