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Blauer Engel fürs Autoteilen

Umweltzeichen für StadtAuto GmbH / 1900 Mitglieder haben 2,2 Kilometer Straße in Bremen von Stinkblechkisten freigeräumt /  ■ von Dirk Asendorpf

Rund 1900 Mitglieder der Bremer StadtAuto GmbH dürfen sich auf die Schulter klopfen: Gut gemacht, 4,8 Millionen Kilometer im Jahr weniger Auto gefahren, den Auspuff von 750 Tonnen CO2 dabei eingespart, 500 Privatautos durch 80 Teil-Autos ersetzt, 2,2 Kilometer Straßenrand vom Blech befreit. In den nächsten Tagen wird StadtAuto von der Jury Umweltzeichen der „Blaue Engel“ für seine „umweltschonende Verkehrsdienstleistung“ verliehen (siehe Artikel auf Seite 8).

Ökologische Gründe spielen beim Auto teilen allerdings schon längst keine Hauptrolle mehr. StadtAuto wird genutzt, weil es in vielen Fällen bequemer, billiger und flexibler ist als die Anschaffung einer privaten Stinkblechkis-te. Kein Wunder, dass neben praktisch-sparsamen Kleinwagen wie dem Opel Corsa oder robusten Umzugshelfern wie dem Ford Transit inzwischen auch Modekutschen wie der Smart, der metallicfarbene Ford Galaxy oder der „repräsentative“ (StadtAuto-Eigenwerbung) Volvo V70 im coolen schwarzen Lack zum StadtAuto-Fuhrpark gehören. Die Nachfrage regelt sich dabei über den Preis. Wer im Astra-Cabriolet über den Ostertorsteinweg schickern will, zahlt dafür bei StadtAuto pro Stunde und Kilometer ungefähr doppelt so viel wie im Corsa.

540 neue Nutzer hat StadtAuto durch das Gemeinschaftsangebot mit der BSAG gewonnen. Wer die „Bremer Karte“ hat – und das sind dank Semesterticket auch alle 17.000 Bremer StudentInnen – kann ohne Aufnahmegebühr eine „AutoCard“ bekommen und hat damit rund um die Uhr Zugriff auf die 80 über das Stadtgebiet verteilten StadtAutos. Bezahlt wird nur pro Stunde (ab 2,50 Mark) und Kilometer (ab 50 Pfennig), Benzin und alle anderen Nebenkosten inklusive.

Mit dem „Blauen Engel“ im Rücken will die StadtAuto GmbH jetzt den Service im Kombiverkehr von Teilauto, Straßenbahn und Bundesbahn verbessern. Schon sind die deutschen Car-Sharing-Unternehmen dabei, ihre Systeme zu vereinheitlichen und damit Bremern den schnellen Zugang zu Stadt-Autos auch in Köln, Berlin oder Hamburg zu verschaffen. Was aber noch fehlt, sind StadtAuto-Standplätze in direkter Bahnhofsnähe. Die „fruchtbare Zusammenarbeit von StadtAuto und BSAG“ wurde auch gestern wieder von Umweltsenatorin Tine Wischer öffentlich gelobt. Jetzt hat sie mit dem Blauen Engel ein handfestes Kriterium gewonnen, um zu begründen, warum StadtAutos wie Taxen direkt vor dem Bahnhof einen Stellplatz bekommen dürfen, andere Autofahrer, die ebenfalls behaupten, ihr Auto zu teilen, jedoch nicht.

Aus Zahlen des Bundesverkehrsministeriums schließt Umweltsenatorin Wischer auf ein „realisierbares Potential von 7500 Car-share-Mitgliedern in Bremen“. Dass die StadtAuto GmbH vor allem mit Dienstleistungsqualität und nur am Rande mit Öko-Argumenten wirbt, findet die Senatorin richtig: „Die Leute wollen nicht belehrt werden, sondern mobil sein.“ StadtAuto-Geschäftsführer Schwarz glaubt sogar, dass „jedes zehnte Auto durch das StadtAuto-Angebot ersetzt werden könnte“.

Prof. Thomas Krämer-Badoni, der seit über zehn Jahren das Mobilitätsverhalten der BremerInnen mit und ohne Auto erforscht, warnt jedoch vor übetriebenen Hoffnungen: „Noch immer nimmt der private Autobesitz in Deutschland schneller zu als alle Prognosen vorausgesagt haben.“ Car-Sharing hält er für einen Nischenmarkt: „StadtAuto-Nutzer sind überdurchschnittlich gebildete und gut verdienende Innenstadtmenschen.“

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