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Nischenprodukt mit Imageproblem

Modische Klamotten mit Ökolabel stellen nur ein Prozent des Umsatzes der Textilbranche. Neben unübersichtlichen Qualitätsstandarts mangelt es auch an gutem Design  ■   Von Kim Kindermann

Wer bei Ökomode noch immer an die etwas hausbackene Basisausstattung mit beigefarbenem Unterhemd, Norweger-Strickpulli und Schlabberhose denkt, der liegt nicht ganz falsch. Da helfen auch die mittlerweile modifizierten Farbangebote und Schnittmuster nicht wirklich weiter. Schließlich will, wer tiefer in die Tasche greift, ein modisches Teilchen mit nachhause schleppen und nicht das ewig gleiche Modell, nur in einer anderen Farbe. Mode ist ein schnellebiges Geschäft, mit dem schönen Schein und was heute in ist, ist morgen wieder out. Doch die Hersteller von Ökomode tun sich schwer mit dem Entwerfen kurzlebiger Modetrends: Meist wird sie in kleinen Firmen hergestellt, denen einfach die Finanzen fehlen, um die neusten Modetrends mitzumachen. Schließlich gilt es vieles zu beachten: So müssen alle Fasern aus natürlichen Rohstoffen gefertigt sein, die aus biologischem Anbau stammen, eine artgerechte Tierhaltung garantiert und Hosenknöpfe dürfen nicht aus Tropenholz oder Schwermetallen gefertigt werden. Anstelle von Pestiziden werden Lockstoff-Fallen benutzt und zum Bleichen wird kein Chlor verwendet. Und all das kostet Geld.

Im Greenpeace-Katalog kostet ein T-Shirt deshalb 40 Mark und eine dickere Outdoorjacke stolze 500 Mark. Nichts also unbedingt für Teenager, eher was für den gehobenen Mittelstand. Leider.

Einer, der versucht andere Wege zu gehen und die Ökomode nicht zum Nischenprodukt verkommen zu lassen, ist Patrick Hohmann. Der Geschäftsführer der Schweizer Firma Remei AG vertreibt Unterwäsche aus Biobaumwolle in der Handelskette coop für ähnliche Preise wie konventionelle Anbieter. Ein Anfang, immerhin. Der Wehrmutstropfen folgt sofort, nur 5 Prozent der bei Remei insgesamt verarbeiteten Baumwolle stammt aus biologisch kontrolliertem Anbau. Ähnlich sieht es beim Butzbacher Ökoklamotten-Anbieter hess-natur aus. Auch finden sich Produkte im Katalog, die nicht immer aus ökologischem Anbau stammen. Ein beispiel ist die Schurwolle-Damenjacke, wobei die Schurwolle von einem Schaf aus konventioneller Tierhaltung stammt.

Auch die Hanfjeans im Berliner HanfHaus ist nicht 100 Prozent öko. Zwar stammt die Hanffaser aus biologischem Anbau, gefärbt wird die Hose allerdings chemisch. Gleichzeitig aber gilt das HanfHaus beim Verbraucher als Ökoklamottenanbieter schlechthin. Ein Widerspruch? „Nein, sagt HanfHaus Geschäftsführer Mathias Bröckers, „unsere Hosen werden zwar chemisch gefärbt, aber immer noch unter der Einhaltung des Ökosiegels „Ecotex 100“. Es mag Puristen geben, denen das nicht reicht, aber wir haben einfach gemerkt, daß die Ökofarben nicht lange halten.“

Was aber bedeutet das wiederum für den Verbraucher? Muß man beim Kauf der Ökoklamotten jetzt auch schon kritisch auf sogenannte Ökolabels achten? Noch dazu, wo kaum ein Verbraucher weiß, wofür die eigentlich genau stehen. Wie soll man auch, schließlich gibt es derer nicht gerade wenig: 70 unterschiedliche Ökosiegel tummelten sich schon Anfang diesen Jahres auf dem Markt. Grund genug für die Naturtextilbranche, Alarm zu schlagen und die Einführung eines einzigen und allgemein gültigen Ökosiegels anzustreben, damit der Kunde auch wirklich weiß, wann was öko ist. Und das ist nicht unerheblich. Schließlich geht es darum, den wenn auch kleinen Marktanteil zu sichern - derzeit beträgt der Umsatz mit Naturtextilien pro Jahr rund 500 Millionen Mark und das ist gerade mal 1 Prozent des Umsatzes der gesamten Textilbranche. Passiert ist bisher jedoch nichts. Wieviel Natur oder Chemie man auf der Haut tragen will, bleibt eine persönliche Glaubensfrage.

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