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Das Reich ist fort, das Böse ist geblieben“

Mit einer außenpolitischen Grundsatzrede wollte der Republikaner Georg W. Bush seine internationale Kompetenz beweisen. Von „Gräziern“ und „Kosoviern“ war deshalb nicht mehr die Rede  ■   Aus Washington Peter Tautfest

Aktion ohne Vision, Aktivität ohne Priorität und Missionen ohne Ende“, so sollte Amerikas Außenpolitik nicht sein, sagte George W. Bush am Freitag in seiner mit Spannung erwarteten außenpolitischen Grundsatzrede. Voll geschliffener Phrasen war die Rede, die deshalb mit solcher Spannung erwartet worden war, weil Bush sich bisher jedes Mal unsterblich blamierte hatte, wenn er unvorbereitet zu außenpolitischen Fragen Stellung genommen hatte. Die Kosovo-Albaner wurden bei ihm zu „Kosovier“, die Einwohner Osttimors „Timorianer“ und die Griechen „Gräzier“. Die Slowakei verwechselte er mit Slowenien. Auf die Frage, ob er die Staatschefs von Pakistan und Indien, Tschetschenien und Taiwan nennen könne, war er die Antwort schuldig geblieben. Seit Freitag wissen Amerika und die Welt, dass Bush ausgefeilte Reden gut vortragen kann, die ein hochkarätiges Beraterteam für ihn geschrieben hat. Dazu gehören George Shultz, Reagans Außenminister, Richard Perle, ein Abrüstungsexperte und -gegner zu Reagans Zeiten sowie Condolezza Rice, ein Mitglied von Vater Bushs Nationalem Sicherheitsrat. Die Rede war denn auch danach.

Im Zentrum einer amerikanischer Außenpolitik unter Bush soll die eurasische Landmasse stehen, mit ihren beiden unstabilen Supermächten, China und Russland: „Es ist schwer, deren Absichten zu kennen, wenn diese selbst um ihre Zukunft nicht wissen“, sagte Bush. Prinzipienfest aber müsse Amerikas Außenpolitik sein, „statt wie ein Korken auf der Strömung der Zeit zu tanzen“. China sei für Amerikas Außenpolitik ein Chamäleon gewesen, „mal politische Trumpfkarte“, dann von den „Schlächtern von Peking“ beherrscht und zuletzt ein „strategischer Partner“. Nein, lehrte Bush, China sei ein „strategischer Konkurrent“, der von Amerika „unbedroht, aber nicht unbeaufsichtigt“ sein soll. Das „neue strategische Verhältnis“ will er eher zu Russland suchen, das aber finanzielle Unterstützung Amerikas nicht erhalten soll, wenn es auf dem Wege ist, wieder zum Imperium zu werden. Bushs Berater denken in den Kategorien der Auseinandersetzung mit Großmächten, und es klingt fast wie eine sehnsuchtsvolle Rückbesinnung auf die Außenpolitik der Ära Reagan, wenn Bush sagt: „Das Reich ist gewichen, geblieben ist das Böse.“

Gegen den Atomteststoppvertrag ist Bush, aber für den Aufbau einer Raketenabwehr. Die neuen Herausforderungen wie humanitäre Interventionen und Friedensmissionen kommen bei Bush nicht vor – außer in dem Satz, dass er Amerikas Truppen nie unter UN-Kommando stellen wird. Kein Wort davon, wie Bush mit Krisen wie in Bosnien, im Kosovo, in Ruanda, Osttimor oder Tschetschenien umgehen würde. Aber gegen Isolationismus ist er und für Internationalismus, für einen neuen, einen „amerikanischen Internationalismus“.

Bei aller Sorgfalt aber ging Bush dann doch ein lustiger Fehler durch. Beim Lob auf Amerikas historische Leistungen als wohlwollender Supermacht kam er auf die „Rosinenbomber“ zu sprechen, die über „Berlin Bonbons und Rosinen für die Kinder abgeworfen“ hätten. Offenbar hat ihn niemand darauf aufmerksam gemacht, dass diese Flugzeuge im Berliner Volksmund so hießen, weil sie Lebensmittel brachten, nicht aber abwarfen, nicht einmal für Kinder.

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