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Die Devise am Bau: Mehr arbeiten, weniger verdienen

■ Der Holzmann-Betriebsrat will verzichten – wenn der Konkurs abgewendet werden kann

Berlin (dpa/AP) – Das Schicksal des finanziell schwer angeschlagenen Baukonzerns Philipp Holzmann lag gestern in den Händen der zwanzig Gläubigerbanken. Deren Vertreter berieten in Frankfurt am Main über die zur Rettung des Unternehmens nötige Finanzspritze von drei Milliarden Mark sowie über die Sanierungspläne des Holzmann-Vorstands. Die Beratungen dauerten am Abend noch an.

Von der Entscheidung der Kreditinstitute hängt es ab, ob das Unternehmen heute den Gang zum Konkursrichter antreten muss. Im Fall der Insolvenz droht der deutschen Baubranche der Verlust von bis zu 60.000 Arbeitsplätzen.

Zur Sicherung ihrer Arbeitsplätze haben die Holzmann-Beschäftigten angeboten, auf sechs Prozent ihres Lohns zu verzichten und nunmehr wöchentlich 43 Stunden zu arbeiten. „Wenn wir damit die Arbeitsplätze retten können, sind wir dazu bereit“, sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Jürgen Mahneke. Er erwartete einen erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen.

Die Deutsche Bank hatte sich bereits in der vergangenen Woche grundsätzlich bereit erklärt, den Sanierungsplan mitzutragen, darüber aber bislang noch keine Einigung mit den anderen zwanzig Großkreditgebern erzielt. Mahneke sagte, der Niedergang der Holzmann AG sei auf kriminelle Machenschaften zurückzuführen. Wenn nicht überraschend Altlasten aufgetaucht wären, hätte das Baugeschäft in diesem Jahr wieder Gewinn abgeworfen.

Deutsche-Bank-Sprecher Dierk Hartwig wies Berichte zurück, wonach die Überschuldung früher hätte bekannt sein müssen und auch der Vorstand und der Aufsichtsrat von Holzmann Mitschuld an der Misere haben sollen. Der Spiegel schrieb, der Vorstand habe seit Monaten Informationen über die tatsächliche Lage von Holzmann zurückgehalten. Der Vorstand sei seit dem vergangenen Jahr von leitenden Mitarbeitern wiederholt gewarnt worden.

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