: Hochzeitsreise wird jetzt genauer untersucht
■ Ex-Landgerichtspräsident erstellt Gutachten über Glogowskis Feste und Reisen
Hannover (taz) – Einen ehemaligen Oldenburger Landgerichtspräsidenten, den Juraprofessor Jürgen Helle, hat Niedersachsens Regierungschef Gerhard Glogowski zum unabhängigen Gutachter für seine Reisen und Feste bestellt.
Um die Chancen der niedersächsischen Wirtschaft im Ausland zu verbessern, sei es für ihn auch in Zukunft notwendig, „niedersächsische Unternehmen auf Reisen zu begleiten“, sagte Ministerpräsident Glogowski.
Durch das Gutachten des ehemaligen Oldenburger Landgerichtspräsidenten verspreche er sich „mehr Handlungsfreiheit in diesem Bereich, der dazu geführt hat, dass der niedersächsische Ministerpräsident verdächtigt wurde“. Seine Hochzeitsreise habe er zwar verspätet, aber immerhin bereits vor fünf Monaten beim Reiseunternehmen TUI bezahlt, sagte Glogowski.
Der Ministerpräsident bestätigte, dass er zuvor vom niedersächsischen Umweltminister Wolfgang Jüttner gehört habe, dass im Zusammenhang mit dieser Ägyptenreise Gerüchte kursierten.
Bei allen übrigen kritisierten Reisen mit Firmen habe er im Staatsauftrag gehandelt. „Ich bin nicht privat geflogen und habe ein reines Gewissen“, so der SPD-Politiker wörtlich.
Die Reise nach Ägypten zur Aufführung der Oper „Aida“, bei der die TUI den Flug bezahlt hatte, sei ein Staatsbesuch auf Einladung der ägyptischen Regierung gewesen. Mit einer Delegation der Norddeutschen Landesbank sei er außerdem nach Nizza gereist und mit Vertretern von Volkswagen nach Belgien und Brasilien. Die Kosten solcher Reisen mit Unternehmensdelegationen trage in der Regel die Landeskasse.
Nur bei VW liege der Fall anders, da dort das Land der größte Anteilseigner sei. Der Ministerpräsident distanzierte sich vorsichtig von den Auftritten von Firmen auf seiner Hochzeitsfeier, die dort Bier, Kaffee und andere Getränke kostenlos ausgeschenkt hatten. „Das habe ich vielleicht falsch eingeschätzt und hätte ich mir sparen können“, sagte Gerhard Glogowski.
Alle Spekulationen über einen Rücktritt dementierte der SPD-Politiker. Er werde sich auch während der Untersuchungen des Gutachters mit ganzer Kraft seinem Amt widmen und „dies noch über einen langen Zeitraum“. Jürgen Voges
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