: Als Ersatz Zerstörung
■ Fürs Mühlenberger Loch soll die Haseldorfer Marsch platt gemacht werden
Das Seeadler-Pärchen in der Haseldorfer Marsch wird sich wohl eine neue Bleibe suchen müssen. Wenn es wegen des dort geplanten Ausgleichs für die Zerstörung des Mühlenberger Lochs umziehen müsste – was soll's, argumentieren die Planer der Wirtschaftsbehörde. Schließlich brüten satte 22 Seeadlerpaare in Schleswig-Holstein und aus dem europäischen Naturschutzgebiet Haseldorfer Binnenelbe wird ein viel schöneres: ein Flusstrichter mit Tideeinfluss und Süsswasserwatt.
Herbert Nix mag das nicht glauben: „Das, was von den Planern angedacht ist, kann sich in diesem Gebiet nicht entwickeln“, sagt er. Bevor am Mittwoch die Einwendefrist für Privatleute verstreicht, erläuterte er gestern die Einwände des Vereins Rettet die Elbe.
Um das Süsswasserwatt im Mühlenberger Loch zu ersetzen, das einer Fabrik für den Riesen-Airbus A3XX zum Opfer fallen soll, will der Senat den Deich vor der Haseldorfer Binnenelbe öffnen: Durch zwölf Meter breite Rohre sollen Ebbe und Flut strömen. Die geplante Tide, bei der Sturmfluten ebenso wie der Eisgang außendeichs bleiben, könne binnendeichs kein hochwertiges Ökosystem schaffen, kritisiert Nix: Die Strömungsgeschwindigkeit in den Rohren sei so hoch, dass kein Fisch hindurchschwimmen werde. Hinter den Sielen verringere sich die Strömung rasch; selbst die Planer rechnen dort mit Sedimentationsraten von fünf Zentimetern pro Jahr. Um die Verlandung zu verhindern, müsste laufend gebaggert oder gespült werden.
Die Wirtschaftsbehörde könne sogar ihre selbst gesetzten Ziele nicht erreichen, argumetiert die Rechtsanwältin Cornelia Ziehm: Dem Schierlings-Wasserfenchel sei das Elbwasser auf dieser Höhe bereits zu salzig und als Rastplatz für die Löffelente sei das Gebiet zu klein. Und wenn die Fluttore schlapp machen oder wegen Sturmflut mehrere Tage hintereinander geschlossen bleiben müssen, dann werde die Haseldorfer Binnenelbe wieder zu dem, was sie heute ist, sagt Herbert Nix: „ein ruhiges Stillgewässer“. knö
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