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■ Rebellenhochburg Urus-Martan heftig umkämpft. Präsident Maskhadow ruft russische Soldaten zu Desertion auf
Grosny (AP/AFP) – Russische Truppen haben sich gestern vor der Ortschaft Urus-Martan mit tschetschenischen Kämpfern heftige Gefechte geliefert. Kampfflugzeuge bombardieren seit Tagen die Ortschaft 20 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Grosny, um etwa 3.500 Rebellen zu vertreiben. Russischen Angaben zufolge sind zahlreiche Aufständische bereits aus der Stadt geflohen. Eine Besetzung von Urus-Martan würde den russischen Streitkräften die Möglichkeit geben, von dort aus die Erstürmung Grosnys vorzubereiten.
Die Soldaten versuchten, Urus-Martan von her Westen einzunehmen, und verwickelten die Rebellen in kleinere Kämpfe. Augenzeugen berichteten, die Soldaten hätten sich auch vor der Ortschaft Agun, 15 Kilometer östlich von Grosny, eingegraben.
Wegen Nebels konnte die russische Luftwaffe nur wenige Angriffe fliegen. Insgesamt flogen die Kampfjets bis gestern vormittag 15 Einsätze, berichtete die Agentur Interfax unter Berufung auf das Hauptquartier der russischen Kaukasus-Truppen in Mosdok.
Unterdessen hat die russische Polizei Angaben von Flüchtlingen zufolge mehrere Menschen an der Grenze zu Inguschetien festgenommen. Begründet worden sei dies damit, dass die Menschen keine angemessenen Fotos im Pass hätten oder denselben Namen trügen wie ein tschetschenischer Kommandeur. Die Grenzbeamten gaben an, sie verhafteten nur gesuchte Verbrecher oder tschetschenische Rebellen.
Der tschetschenische Präsident Aslan Maskhadow forderte gestern die russischen Soldaten in einem offenen Brief auf, zu desertieren und die tschetschenische Seite zu unterstützen. Demgegenüber hatte der russische Ministerpräsident Wladimir Putin bereits am Mittwoch den Rebellen unter bestimmten Voraussetzungen eine Amnestie angeboten. Sie solle für all jene gelten, die ihre Waffen niederlegten und „an deren Händen kein Blut russischer Bürger klebt“, sagte Putin.
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