: Für die deutsche Solarforschung geht die Sonne auf
■ Bundesregierung stockt Etat für Öko-Energien auf und kürzt Mittel für Nuklearprojekte
Berlin (taz) – Solarforscher können wieder optimistischer in die Zukunft blicken: Die Bundesregierung hat die Forschungsgelder für nichtnukleare Energien im Haushalt des Jahres 2000 um 40 Millionen Mark aufgestockt. In Höhe von weiteren 100 Millionen Mark hat sie für die Jahre bis 2004 Verpflichtungsermächtigungen erteilt, also verbindliche Zusagen über Forschungsgelder gegeben. Diese sind für die langfristige Planung der Institute notwendig. Allein das Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme in Freiburg wird auf Drängen der Grünen im kommenden Jahr 2,3 Millionen Mark mehr erhalten als ursprünglich geplant. Insgesamt wird die Solarforschung von knapp über 90 Millionen Mark in diesem auf 100 Millionen Mark im kommenden Jahr aufgestockt. Für die Erforschung der Geothermie – so der Fachausdruck für „Erdwärme“ – wird es 4,5 Millionen Mark (1999: 3 Millionen) geben, für die Brennstoffzelle knapp 17 Millionen (1999: 13 Millionen). Zugleich werden die Ausgaben für Nuklearforschung zurückgefahren. Allerdings wird der Bund im kommenden Jahr noch immer 50 Millionen Mark für Nuklearforschung ausgeben. Dies ist gegenüber den 56 Millionen Mark des laufenden und 70 Millionen des vergangenen Jahres zwar eine deutliche Entwicklung. Dennoch sind die Kürzungen bei weitem nicht so erheblich, wie sich speziell die Grünen dies gewünscht hätten. Der Hintergrund: Der Regierung sind die Hände gebunden. Viele Projekte in der Nuklearforschung können sich auf langfristige Verträge berufen.
Die Institute, die zum Thema Öko-Energie forschen, sind dennoch zufrieden. „Mit diesem Forschungshaushalt können wir leben“, sagt Gerd Stadermann, Geschäftsführer des Forschungsverbundes Sonnenenergie. Allerdings müsse die begonnene Entwicklung in den kommenden fünf bis zehn Jahren kontinuierlich fortgesetzt werden, um den erneuerbaren Energien endlich den Durchbruch zu ermöglichen.
Diesen ökologischen Wandel der Energiewirtschaft soll auch ein neuer Posten im Haushalt des Wirtschaftsministeriums vorantreiben: Acht Millionen Mark werden erstmals für die Forschung im Bereich „Vernetzung der unterschiedlichen Energieträger“ bereitgestellt. „Bisher wurden immer Einzelprojekte gefördert“, sagt Hans-Josef Fell, forschungspolitischer Sprecher der Grünen. Künftig werde man erstmals Geld bereitstellen, um Sonne, Wind, Wasser, Biomasse und Geothermie sowie Energiespartechniken im Zusammenspiel zu optimieren.
„Deutschland wäre ohne die Aufstockung der Gelder Gefahr gelaufen, in wichtigen Zukunftstechnologien, wie der Photovoltaik und der Brennstoffzellen-Technik, den Anschluss zu verlieren“, sagt Fell. Durch die nun vorgenommenen Umschichtungen könnten speziell die solarthermische Stromerzeugung (Thermovoltaik), die Geothermie und die Off-Shore-Windkraft vorangebracht werden. Insgesamt werden im Jahr 2000 für die nicht nukleare Energieforschung 230 Millionen Mark ausgegeben, eingeplant waren im bisherigen Haushaltsplan nur 190 Millionen. Allerdings sagt Fell: „Ganz zufrieden sind wir damit nicht, wir hatten auf einen noch stärkeren Zuwachs gedrängt.“
Dass sich die erneuerbaren Energien zu einem immer wichtigeren Wirtschaftsfaktor entwickeln, macht sich unterdessen an einer kleinen, aber symbolträchtigen Formalität des neuen Bundeshaushalts bemerkbar: Die Erforschung der erneuerbaren Energien wird nächstes Jahr aus dem Ressort des Forschungsministers in jenes des Wirtschaftsministers rücken. Bernward Janzing
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