: Danke, Weilheim!
■ Gemein: Berliner Bands nicht hauptstadttauglich. Die bayrischen Elektronikfummler Lali Puna retten Pop-Deutschland
Die Süddeutsche Zeitung analysierte es gestern auf ihrer Berlin-Seite ganz scharfsinnig: „Der wichtigste Grund für den beschränkten Erfolg der Berliner Musiker sind die Musiker selber.“ Die wollen einfach nicht berühmt werden, diese Heinis, die wollen einfach nicht die Hauptstadt repräsentieren, diese Schlingel, und dann bleiben halt nur Rammstein.
Traurig das, gemein gar, und so schauen auch wir lieber mitten in der bayrische Provinz, wo sich schon längere Zeit auf dem schmalen Grat zwischen Hype, kommerziellem Mindestanspruch und künstlerischem Innovationsgestus entlanggehangelt wird. In Weilheim und Landsberg sind ein paar Labels zu Hause, die schon seit Jahren die schönsten und aufregendsten Stilblüten zwischen Elektronik, Indierock und Postrock veröffentlichen, ohne dass von dort aus jemals irgendeine Band oder ein Künstler als Beitrag zur Sicherung des Popstandorts Deutschland hochgepusht worden wäre. Und auch hier gilt: Das geht für alle Beteiligten bestens in Ordnung so.
Drei dieser famosen Bands sind Fred is Dead, Tied & Tickled Trio und Notwist. Eine weitere Lali Puna, eine Weilheim-Landsberg-Allstar-Band mit Mitgliedern aus den genannten Bands und der Sängerin Valerie Trebeljahr, die außerdem die Ideen für all die schönen Popsongs zwischen Restgitarre und elektronischem Vielerlei hat.
Die aktuelle Platte von Lali Puna, „Tridecoder“, wäre bei einer großen Plattenfirma sicherlich ein Fall für den A&R-Manager, der noch händeringend nach den deutschen Stereolab sucht und von einer Platte voller „Elfengesängen“, „elektronischen Ozeanen“ und ähnlichen Verkaufsargumenten träumt.
Doch Lali Puna sind eben auch nicht besonders scharf darauf, den kleinen Familienbetrieb ihrer Wahl gegen die große weite Welt des Marktfaktors Pop zu tauschen. Ihre intimen Skizzen aus Musik, die schwerelos dahintreibt und gar nicht irgendwo ankommen möchte, würden zwangsweise ihre Leichtigkeit verlieren. So wie es gerade läuft, so ist es gut. Nirgends scheint man sich groß um das kleine Popwunder aus Bayern zu kümmern, kein Hype ist in Sicht, niemand verlangt etwas von dieser Band, niemand stellt Fragen.
Lali Puna machen eben ein wenig Musik, wunderschöne noch dazu. Mehr nicht. Ist das denn so schwer zu kapieren? Ist das denn wirklich so unnormal? Und wie viel Platten sie bisher verkauft haben, weiss bei Lali Puna bestimmt auch niemand. Ein Fall für den Doktor? Andreas Hartmann
Heute ab 22 Uhr im Bastard im Prater, Kastanienallee 7–9, Prenzlauer Berg
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen