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Lange Worte von Dooortmund

■ Radio Bremen sendet heute noch mal das Breminale-Hörspiel „Menschen – Tiere – Badewannen“ von Karl-Heinz Bölling

Sommer 1999, Hitze, Breminale. Aus einem der Zelte drang ein Knarzen, ein Knattern, ein Wimmer-Grummel-Dröhnen. Es klang nach Löwe, nach Elefant, nach Lkw oder allem zusammen. Der Heimatsender Radio Bremen übertrug gerade ein Live-Hörspiel namens „Menschen – Tiere – Badewannen“ ins Zelt und an die Menschen draußen an den Radiogeräten. Und wer dieses Spektakel damals verpasst hat oder noch einmal hören will, sollte heute Abend zur Übertragung der Studiofassung Radio Bremen 2 einschalten.

Karl-Heinz Bölling, der Autor von „Menschen – Tiere – Badewannen“ hat so ein Faible fürs Mundartliche. Der 1947 in Dortmund-Aplerbeck geborene Hörspielautor verwendet – man sollte sagen: verwurstet – die Schnoddrigkeiten seiner Geburtsstadt auch in seinen Stücken. In Dooortmund geht man eben nicht zum Zirkus, sondern zum Zierkus. Und wer sich für die Aussprache von Worten etwas mehr Zeit nimmt, entdeckt vielleicht auch etwas Neues darin.

Für „Menschen, Tiere, Badewannen“ hat die Radio-Bremen-Hörspielregisseurin Christiane Ohaus ein bisschen im Bölling-Material gestöbert und daraus eine halb absurde, halb traumwandlerische Montage collagiert. Sie handelt von armen, alten Badewannen (die nicht nur in der Dortmunder Gegend auf Feldern herumstehen), von Elefantenhändlern und Ehemännern, die ihre Frauen vermissen. Michael Riessler serviert dazu an einem gaannz tiefen Saxophon die lebendigen Geräusche und Musiken. Sobald man sich in das kunterbunte-kuriose Geschehen voller abenteuerlicher Orts- und Zeitsprünge reingehört und an die Stimmen (unter anderem: The voice of Ruhrgebiet, Hildegard Krekel) gewöhnt hat, ist das Stück auch schon wieder vorbei.

Christoph Köster

„Menschen – Tiere – Badewannen“ ist heute, Dienstag, um 22.05 Uhr auf Radio Bremen 2 zu hören

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