Lynchmord im Kosovo an serbischem Professor

■ Zwei Familienangehörige bei Attentat schwer verletzt. Kritik an Kfor und UNO

Priština (dpa) – Eine aufgebrachte Menschenmenge hat in der Kosovo-Hauptstadt Priština eine serbische Familie angegriffen und den Mann getötet. Der 62-jährige Dragoslav Basic, Professor an der Universität Priština, wurde gestern früh aus seinem Auto gezerrt und erschossen, während seine Ehefrau und die Schwiegermutter schwer verletzt wurden.

Die Mordtat geschah wenige Minuten nach Mitternacht auf einer Hauptkreuzung in Priština. „Das Auto wurde umgeworfen und angezündet“, schilderte dort eine Augenzeugin. Journalisten beobachteten, wie etwa 100 Albaner den Toten und die Verletzten auf dem Asphalt umringten und dabei Feuerwerkskörper zündeten. Feuerwehrleute, KFOR- Soldaten und UN-Polizisten eilten später zum Tatort.

Die Friedenstruppe KFOR verurteilte die Bluttat aufs schärfste. Sie folgte dem Muster eines Lynchmordes an einem bulgarischen UN-Mitarbeiter vor einigen Wochen, bei dem es trotz vieler Zeugen keine Hinweise aus der Bevölkerung gab.

Ich bin entsetzt über das, was hier passiert ist. Dieser Akt enthüllt einen grundlegenden Mangel an Menschlichkeit sowie einen hohen Grad an Feigheit und Intoleranz der Angreifer und ihrer Unterstützer“, erklärte der KFOR-Kommandeur, der deutsche General Klaus Reinhardt. Er rief Zeugen auf, Informationen zu geben.

Der Rektor der Uni, Jagos Zelenovic, warf der UN-Verwaltung unter ihrem Chef Bernard Kouchner sowie der KFOR völliges Versagen vor, wenn es darum gehe, den „Genozid der Albaner“ an den Serben zu stoppen.

Kouchner wies die Kritik scharf zurück. Es sei ungerecht, jene, die die Dinge zum Besseren wenden wollten, für die Fehler anderer verantwortlich zu machen. Den Medien warf er vor, ihre Berichterstattung vor allem auf negative Ereignisse im Kosovo zu konzentrieren.

Während der Feiern zum Unabhängigkeitstag am Sonntag wurden im Kosovo insgesamt fünf Menschen getötet. In Prizren wurden 56 Personen vorübergehend festgenommen, weil sie die Ausgangssperre missachtet hatten.