: Bildungs-Revolte gegen Senator Willi Lemke
■ Referenten der „Abteilung Bildung“ beklagen fehlende Beratungskultur ihres Senators und bitten um „eine grundsätzliche Veränderung der Kommunikation mit uns“
Unter der glatten Oberfläche rumort es in der Bildungsbehörde des neuen Sentors Willi Lemke. Die gesamte Abteilung II – zuständig für die bremischen Schulen – will „nachdrücklich intervenieren“, weil es an der „notwendigen Beratungskultur“ der Spitze des Ressorts mangelt. „Bei Ihrem Amtsantritt haben Sie uns zugesichert, sachangemessene Foren einzurichten, um grundsätzliche Probleme mit den Referenten und Referentinnen der Abteilung Bildung zu erörtern, bevor über sie entschieden wird“, heißt es in einem internen Protestbrief gegen den Senator. Die Referenten hätten akzeptiert, dass Entscheidungen nach außen „mit „Geschlossenheit“ vertretern werden müssen, auch wenn es intern unterschiedliche Positionen gibt. „Voraussetzung hierfür“, hatte der Senator zugesagt, „ist das Gespräch in der Mannschaftskabine, in dem es durchaus zur Sache gehen kann“, und seine Mitarbeiter hatten ihm das geglaubt.
„Dieses Gespräch in der Kabine findet nicht statt“, stellen die Referenten der Behörde inzwischen aber fest. „Die Mannschaft scheint als Team mit Beratungs- und Ideenkompetenz nicht existent“, Entscheidungen würden nur „zwecks Umsetzung weitergeleitet“. Für diese Aufgabe aber seien die Fachreferenten „dann deutlich zu hoch bezahlt“.
Im Klartext: Sie sind stinksauer. Sie fordern die „ergebnisorientierte Beratung durch die hierfür bezahlten Fachleute“. Nur die „Kenntnis der Hintergründe schulpolitisch gravierender Maßnahmen ermöglicht es uns, sie in der Region zu vertreten“, heißt es in dem Protestschreiben.
Letzter Stein des Anstoßes war ein Rundschreiben zum Thema Fortbildung, das der Senator am 23. November intern verbreitet hatte. Fortbildungen der Lehrer „müssen so angelegt sein“, heißt es darin, dass „der Unterrichtsanspruch der Schüler“ davon nicht beeinträchtigt wird. Und zwar ab sofort. Nur für Fortbildungen, die verbindlich mit Referenten schon vereinbart sind, dürfe übergangsweise noch Unterricht ausfallen; das soll aber „zukünftig generell“ nicht mehr sein.
In dem Protestschreiben, das die Referenten der Bildungsbehörde mit allen Unterschriften am kommenden Montag ihrem Senator übergeben wollen, heißt es dazu klipp und klar: „Sie haben Ihre Entscheidung getroffen ohne Beratung durch uns“, Lemke sei derweil „mehrfach“ und „dringend“ gebeten worden, das „äußerst sensible“ Thema mit der Schulverwaltung vorher zu beraten. So sei, das ist die Schlussfolgerung, den sog. Regionalteams der Behörde, die die Entscheidungen gegenüber den Schulen durchsetzen sollen, „die Möglichkeit genommen, vor Ort bei den Kollegen hierfür um Verständnis zu werben“. Im Klartext: Die Bildungsbehörde kündigt die versprochene „Geschlossenheit“ und Loyalität mit Entscheidungen des Senators an diesem Punkt auf. „Wir bitten Sie jetzt auf diesem Wege sehr eindringlich um eine grundsätzliche Veränderung der Kommunikation mit uns“, heißt es abschließend es in dem Brief, für den derzeit die Unterschriften gesammelt werden.
Mit dem Runderlass, so erklärt der Sprecher der Bildungsbehörde, nicht der „pädagogische Tag“ gemeint, auf den die Lehrer jeder Schule ein Recht haben; zugunsten eines übergreifenden Themas darf weiterhin einen Tag im Jahr der Unterricht ausfallen. Und Fortbildung werde vom Bildungssenator grundsätzlich nach wie positiv gesehen.
K.W.
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