Stahmer bekommt Bauchschmerzen vor der Wahl

■ SPD-Spitzenkandidatin liegt im Krankenhaus / Vier Tage Wahlkampf fallen aus

Die Spitzenkandidatin der SPD, Ingrid Stahmer, hat Pech und Glück zu gleicher Zeit. Die Politikerin liegt seit gestern in einem Bett der Charlottenburger „Krankenanstalt“ Paulinenhaus in der Eschenallee, weil ein Virus ihren Verdauungstrakt befallen und ihr eine Magendarmgrippe beschert hat. Obwohl oder gerade weil sie deshalb bis Montag mehrere Wahlkampftermine abgesagt hat, interessierten sich für die Diepgen- Herausforderin Journalisten in einer Menge, wie seit der Urwahl am 5. Februar nicht mehr.

Der Virus, den Ärzte des Paulinenhauses gestern mittag ausmachten, muß in der Nacht auf Donnerstag zugeschlagen haben. Denn wie Mitarbeiter der Sozialverwaltung berichteten, habe Sozialsenatorin Stahmer am Mittwoch noch bis abends zehn Uhr in der Verwaltung gearbeitet und sei dabei „guter Dinge“ gewesen. Gestern morgen aber, als der Fahrer mit Wagen aus dem Fuhrpark des Senats die Senatorin zum Dienst abholte, wollte Stahmer direkt ins Krankenhaus gefahren werden. Eine mit ihr geplante Dampferfahrt als kommissarische Jugendsenatorin fand ohne sie statt und eine Pressekonferenz zur sozialen Lage der Berliner mußte ersatzlos ausfallen.

Christian Hoßbach, der Manager der Spitzenkandidatin, widersprach gestern allen Spekulationen, daß Stahmer der Doppelbelastung als Senatorin und Bewerberin für das Amt des Regierenden Bürgermeisters nicht gewachsen sei: „Der Wahlkampf geht weiter, auf vollen Touren.“ Auf zwei Bezirksveranstaltungen heute in Schöneberg und morgen in Charlottenburg wird die 52jährige allerdings fehlen.

250 Wahlkampftermine will die Spitzenkandidatin in den kommenden neun Wochen bis zu den Wahlen am 22. Oktober bestreiten. Es gebe keinen Anlaß, diesen Terminplan zu ändern, sagte Hoßbach. Die SPD eröffnet ihren Wahlkampf offiziell morgen in einer Woche. Am 19. August präsentiert sich der aus der eigenen Parteispitze angeschossene Bundesvorsitzende Rudolf Scharping gemeinsam mit Stahmer der Menge am Wittenbergplatz.

Daß Stahmers Zwangspause etwas mit parteiinterner Unzufriedenheit am bislang laschen Wahlkampf haben könnte, dementierten gestern selbst Kritiker. Hinter vorgehaltener Hand tuschelte man, daß der rot-grüne Vorstoß von Bausenator Nagel und dem ehemaligen Regierenden Bürgermeister Walter Momper mit der Spitzenkandidatin angeblich zuvor abgesprochen gewesen sei. Dirk Wildt