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■ Mit alten CDs auf du und duNicht für die Mülltonne

Berlin (taz) – Mag sein, daß die letzte CD von Nirvana unter der Trauergemeinde von Kurt Cobain zu Phantasiepreisen gehandelt wird. Aber nicht alles, was auf die silbernen Scheiben geschrieben wird, ist ein Werk von solchem Ewigkeitsrang. Computerprogramme veralten schnell, auch die CDs der taz sind gerade dabei, Abfall zu werden. Das Update wird nächste Woche ausgeliefert.

Als Bierdeckel sind die Scheiben nur mäßig geeignet, die zunehmend auch als Werbeträger frei Haus geliefert werden. In die Mülltonne gehören sie aber auch nicht. Für den Silberglanz sorgt eine Schicht Aluminium, die Scheibe selbst besteht aus Polycarbonat. In der Müllverbrennungsanlage würden beide Stoffe zwar geringen Schaden anrichten. Die aus Erdöl gewonnenen Kohlenstoffketten werden zu Kohlendioxid umgesetzt, lediglich die Schutzschicht aus Acryllack und die Druckfarben sind harter Sondermüll.

Zum Verbrennen sind die Scheiben jedoch zu wertvoll. Etwa drei Millionen CDs, so schätzt die Bayer AG, sind 1994 in Deutschland verkauft worden, weltweit dürften es zwei Milliarden sein. Zehn Prozent der Jahresproduktion ist schon in der Fabrik Ausschuß. Europas größter Produzent des CD- Rohmaterials hat nachgerechnet, daß sich die Wiederaufarbeitung lohnt. Bayer bietet seinen Kunden – den Herstellern von rohen oder bespielten CDs – Rücknahmeverträge an. Etwa siebzig Prozent gehen darauf ein, die hauseigene Recyclinganlage reiche bis zum Jahr 2000.

Im Werk Dormagen werden die Scheiben chemisch von ihren Schutzschichten befreit. Das Aluminum, das in einer Dicke von 0,04 Mikrometern aufgetragen ist, kann mangels Masse nicht zurückgewonnen werden; es wird mit den Lacken und Farben zusammen in einem Hochtemperaturofen verbrannt. Bayer versichert, daß dabei keine umweltschädlichen Stoffe freiwerden. Das reine Polycarbonat wird nun zermahlen und anderen Plastikwerkstoffen zugemischt – für CDs ist es wegen möglicher Verunreinigungen ungeignet.

Eine Lösung des privaten Entsorgungsproblems kann der Konzern damit allerdings nicht bieten. Lediglich eine niederländische und eine deutsche Firma sind dabei, Konzepte für das Einsammeln von CDs aus dem Hausmüll zu entwicklen, gefragt sind da vor allem Computerläden. Niklaus Hablützel

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