piwik no script img

Skinheads überfielen Behinderte

■ Beleidigungen, Schläge und eine Scheinhinrichtung in einer Magdeburger Straßenbahn. Polizei fahndet bislang ergebnislos nach den beiden Tätern

Magdeburg (taz) – Zwei Skinheads haben am Mittwoch abend in der Magdeburger Innenstadt eine Gruppe von Behinderten beleidigt, bedroht und angegriffen. Die sieben Behinderten waren in Begleitung von drei Betreuern unterwegs und fuhren gerade mit der Straßenbahn von einem Kinobesuch in das Heim zurück, in dem sie leben.

An einer Haltestelle in der Innenstadt stiegen gegen 20 Uhr zwei junge Männer in die Straßenbahn ein. Von Augenzeugen wurden sie eindeutig der Skinheadszene zugeschrieben. Unmittelbar nachdem sie die Gruppe wahrgenommen hatten, gingen sie auf die Behinderten zu und begannen, sie zu beleidigen und zu bedrohen. Ohne einen ersichtlichen Grund schlugen und traten sie plötzlich brutal auf einen 21jährigen Mann aus der Gruppe ein. Anschließend vollzogen sie an dem jungen Mann eine Scheinhinrichtung, bei der er auch massiv gewürgt wurde.

Einem anderen Behinderten aus der Gruppe gelang es, die Notbremse der Straßenbahn zu ziehen und den Zug dadurch zum Halten zu bringen. Obwohl nach Polizeiangaben die Betreuer und mehrere Fahrgäste versuchten, die beiden Angreifer festzuhalten, gelang es den Skinheads, aus der auf freier Strecke stehenden Bahn zu entkommen. Sie flohen in unbekannte Richtung.

Die Polizei leitete sofort eine Fahndung ein. Sie blieb allerdings bis zum Donnerstag nachmittag ohne greifbares Ergebnis. Dennoch seien die Beamten optimistisch, die beiden Skinheads in Kürze zu fassen, sagte ein Polizeisprecher. Worauf sich dieser Optimismus stützt, bleibt unklar. Denn obwohl Augenzeugen des Vorfalls bereits Bildmaterial von einschlägig polizeibekannten Skinheads vorgelegt worden sei, liege die Identität der beiden Täter nach wie vor im dunkeln. Allerdings hätten die Zeugen sehr detaillierte Personenbeschreibungen der Skinheads abgegeben. Gegen die beiden wird wegen Volksverhetzung und Körperverletzung ermittelt.

Das 21jährige Opfer, das bei dem Überfall leichte Verletzungen erlitten hat, konnte nach Polizeiangaben nach einer ambulanten Behandlung das Krankenhaus wieder verlassen. Die übrigen Behinderten sowie die Betreuer seien unverletzt geblieben. Eberhard Löblich

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen